MEISTER FLOH (E.T.A. Hoffmann)


PERSONEN:

Per Tyß

Antonia Leuwenhoek

George Pepusch

Aline

Dörtje Elverdink

Swammer

Allgemein stellt die Bühne die Zimmer einer WG-Wohnung dar. Die Bewohner sind überwiegend queer drauf: Aline ist ein Crossdresser, Antonia, George, Swammer und Dörtje sind Lesben. Per ist gespalten, was die Neigung betrifft. Die Wohnungseinrichtung soll das Queere wiederspiegeln.
Die Bühne ist dreigeteilt und stellt drei Zimmer einer Wohnung dar. Die Zimmer gehören Per (A), Aline (B), und George (C).
Die Möbel in den jeweiligen Zimmern sind folgende:
Zimmer A : Bett
Zimmer B : Sofa, Schminktischchen und Spiegel, Drehstuhl, Kleiderständer mit Kleidern und Damenschuhen.
Zimmer C : Bett
Das Vorhang-Off ist dreigeteilt. In der Mitte befindet sich eine Schattenwand. Die Techniktresenseite führt in das Zimmer von Swammer (D), die gegenüber liegende in das von Dörtje und Antonia (E). Der Platz vor dem Techniktresen gehört noch zu Swammers Zimmer.
Es gibt zwei Ebenen: die reale Ebene (Weihnachtsabend in der WG) und die Traumebene, die die durch die Droge veränderte Wahrnehmung Pers widerspiegelt. In dieser verwandeln sich die anderen Personen; Antonia, George und Swammer werden zu Männern, ohne sich äußerlich zu verändern.

Wenn die Zuschauer Platz nehmen, befinden sich die Figuren bereits auf der Bühne.

Zimmer A: Per und Antonia dekorieren das Zimmer weihnachtlich. Antonia kommt aber erst später aus ihrem Zimmer dazu.

Zimmer B: Dörtje hilft Aline beim Schminken und Anziehen. Wenn sie fertig sind, geht Dörtje ins Zimmer A, küsst Antonia und hilft beim Dekorieren, während Aline ihr Wichtelgeschenk einpackt.

Zimmer C: George packt ihr Wichtelgeschenk ein. Sie unterbricht sich immer mal damit, dass sie durch das „Schlüsselloch“ ins Zimmer B schaut, um Dörtje zu beobachten.

Zimmer D: Swammer zieht ein Weihnachtsmannkostüm an und packt dann ihr Wichtelgeschenk ein.

SZENE 1 Alle.

Die Musik setzt leise ein. Alle bis auf Swammer kommen ins Zimmer A, legen ihre Geschenke in den Sack und beginnen sich zu unterhalten (Improvisation). Swammer tritt im Weihnachtsmannkostüm auf und verteilt die Wichtelgeschenke. Auspacken der Päckchen, Reaktionen auf die Geschenke. Unter den Geschenken ist auch eine leere Schachtel, die Per bekommt. Beim öffnen fragt er herum, wer sich den Scherz erlaubt hat, bekommt aber keine Antwort.

Zu den Wichtel-Geschenken:

Von Swammer an Antonia: Taschenlampe und Walnüsse.

Von Per an George: Schraubenzieher-Set.

Von Dörtje an Aline: rosa Kleid und Parfüm.

Von Aline an Dörtje: Reitgerte.

Von George an Per: Buch von E.T.A. Hoffmann.

Von Antonia an Swammer: Hundeleine.

Während der Szene muss beiläufig das Beziehungsgefüge unter den Personen klar werden. Antonia und Dörtje sind zusammen. George steht auf Dörtje, diese steht auf Swammer. Antonia kriegt das mit und ist eifersüchtig. Aline steht auf Per. Per ist generell eher wortkarg und gleichgültig gegenüber den Geschehnissen um ihn herum. Er interessiert sich für Dörtje, aber mehr in dem Sinne, dass er als (vermeintlicher?) Hetero diejenige ins Auge fasst, die dem Weibchen-Klischee entspricht. Dörtje ist die einzige unter den Frauen mit einem klassisch weiblichen Erscheinungsbild.

Wenn die Bescherung vorbei ist, wird die Musik lauter und alle tanzen. Dabei soll das Beziehungsgefüge noch deutlicher hervortreten. Das ganze artet in einen Streit aus und alle ziehen sich in ihre Zimmer zurück. George legt sich enttäuscht auf ihr Bett, Aline zieht sein neues Kleid an und Per setzt sich auf sein Bett. Er betrachtet den Sack, steht auf und greift hinein. Er findet ein weiteres Päckchen und packt es aus. Es ist eine Büchse. Sobald er sie öffnet, wird es dunkel und aus der Schachtel leuchtet ein rotes Licht heraus. Per holt eine Pille aus der Büchse, betrachtet sie erstaunt und schluckt sie. Nach einer Weile wird die noch laufende Musik dumpfer und das Licht flackert.

SZENE 2 Per. Aline. Dörtje.

Die Musik geht aus, das Licht geht an, ist aber anders als das der ersten Szene.

Aline tritt im neuen Kleid von Zimmer B ins Zimmer A. Per will vom Bett aufstehen, lässt sich aber wieder fallen. Aline setzt sich zu ihm aufs Bett.

ALINE So ist das Glück mir doch günstig, so habe ich Sie doch ereilt! – O Peregrin, mein teurer Peregrin, was für ein schönes, heilbringendes Wiedersehen!

Aline küsst Per auf den Mund. Der, wie festgezaubert, lässt es geschehen.

ALINE Lassen Sie mich, bester Peregrin, an dem schönen Fest teilnehmen, das Sie mit edlem Sinn, mit zartem innigem Gemüt frommen Kindern bereitet, lassen Sie mich auch etwas dazu beitragen.

Aline beugt sich über Per und beginnt sein Hemd aufzuknöpfen.

ALINE Teurer Freund, wie froh, wie selig fühle ich mich an deiner Seite.

PER Aber- Aber mein verehrtestes Fräulein-

Alines Mund ist dem Pers nun so nahe, dass es Per plötzlich überkommt, Aline zu küssen.

ALINE Mein süßer Freund! ich weiß, was dich bekümmert, ich weiß, was heute Abend dein frommes kindliches Gemüt schmerzlich berührt hat. Doch! – sei getrost! – Was du verloren, was du jemals wieder zu erlangen kaum hoffen durftest, das bring‘ ich dir.

Aline zieht die Bettdecke über beide, rutscht auf Schritthöhe Pers, so dass es aussieht, als würde er ihm einen blasen. Mittendrin schaut er hervor.

ALINE O des Entzückens! – Dich erfreut meine Gabe! o mein herziger Peregrin, so haben mich die Träume, meine Ahnungen nicht getäuscht!

PER Aber mein bestes, hochverehrtes Fräulein, wenn ich nur in aller Welt wüsste, mit wem ich die Ehre hätte –

ALINE Schalkischer Mann, du stellst dich gar, als ob du deine treue Aline nicht kenntest!

Aline verschwindet wieder unter der Decke und macht weiter. Inzwischen ritt Dörtje aus Zimmer E. Sie trägt dasselbe rosa Kleid wie Aline, sowie Stöckelschuhe.

DÖRTJE Ein solcher schmucker gütiger Herr, wie Sie, Herr Tyß, verdient wohl eine so schöne, herzensgute Braut zu haben, die ihm noch in der Nacht Werke der Wohltätigkeit vollbringen hilft. Nun, ich gratuliere von ganzem Herzen!

Aline bleibt reglos unter der Decke liegen, während Per aufsteht. Dörtje hält ihm ihre Hände hin.

DÖRTJE Begleiten Sie mich, Herr Tyß!

PER Wo ist Ihr Wagen, Gnädigste?

DÖRTJE Wagen? Was für ein Wagen? Glauben Sie, lieber Peregrinus, dass meine Ungeduld, meine Angst, Sie zu finden, es mir erlaubt haben sollte, mich ganz ruhig hierherfahren zu lassen? Durch Sturm und Wetter bin ich, getrieben von Sehnsucht und Hoffnung, umhergelaufen, bis ich Sie fand. Dem Himmel Dank, dass mir dies gelungen. Führen Sie mich nur jetzt nach Hause, lieber Peregrinus, meine Wohnung ist nicht sehr weit entlegen.

Per reicht ihr den Arm. Sie gehen ein paar Schritte, Dörtje stöckelt unbeholfen und fällt beinahe hin.

DÖRTJE Nein, mein lieber Peregrin! das hilft mir nichts! – Meine Füße – ach meine Füße, umkommen muss ich vor fürchterlichem Schmerz. Trage mich, trage mich, mein holder Freund!

Per hebt sie auf und will sie aus dem Zimmer tragen, bekommt aber einen „Anfall von brünstiger Lust“ und bedeckt sie mit glühenden Küssen, während er sie zum Bett zurückträgt. Er küsst weiter, Aline macht mit. Per kommt zu sich, hält inne und schaut sie verwundert an.

PER Fräulein! – himmlisches göttliches Wesen, wo wohnen Sie?

DÖRTJE + ALINE Ei, lieber Peregrin, hier, hier in diesem Hause, ich bin ja deine Aline, ich wohne ja bei dir!

Per springt aus dem Bett und schaut erschrocken von der einen zur anderen „Aline“.

PER Nein! nimmermehr!

DÖRTJE + ALINE Wie, Peregrin, du willst mich verstoßen und kennst doch mein fürchterliches Verhängnis und weißt doch, dass ich Kind des Unglücks kein Obdach habe, dass ich elendiglich hier umkommen muss, wenn du mich nicht aufnimmst bei dir wie sonst! – Doch du willst vielleicht dass ich sterbe – so geschehe es denn!

Sie fallen in Ohnmacht.

PER Mag es nun werden, wie es will, ich kann nicht anders!

Per versucht vergeblich Dörtje zu wecken.

PER : Aline – Aline –!

Weiter rufend versucht er nun Aline zu wecken, was ihm schließlich gelingt.

ALINE Wie? – was? – was ist das? – was soll das heißen?

PER Geschwind, Aline, die Wunderessenz her!

ALINE : Wie? was? was ist das? was soll das heißen?

PER Ins Teufels Namen, Wunderessenz sag‘ ich, – Wunderessenz!

Aline geht ins Zimmer B, zieht sich einen Kittel an, holt ihr neues Parfüm und geht dann zurück ins Zimmer A.

ALINE Ei, seht doch, eine Gräfin, eine Prinzessin! Ho ho, ich weiß wohl, wo man solche geputzte Dämchen zur Nachtzeit herholt! – Das sind mir schöne Streiche, das ist mir eine saubere Aufführung! – Eine lockere Dirne ins ehrliche Haus bringen und, damit das Maß der Sünden noch voll werde, den Teufel anrufen in der heiligen Christnacht. Nein, mein Herr Tyß, da suchen Sie sich eine andere, mit mir ist es nichts, morgen verlass ich den Dienst.

Aline gibt Per das Parfüm, geht ins Zimmer B und legt sich auf das Sofa. Per sprüht mit dem Parfüm herum. Dörtje kommt zu sich und streichelt während des folgenden Dialogs Per immer mal zärtlich über Haar und Gesicht.

DÖRTJE Endlich – endlich sind wir allein! Endlich, o mein Peregrinus, darf ich es Ihnen sagen, warum ich Sie verfolgte, warum ich Sie nicht lassen konnte in der heutigen Nacht. – Peregrinus! geben Sie mir den Gefangenen heraus, den Sie verschlossen haben bei sich im Zimmer. Ich weiß, dass Sie dazu keineswegs verpflichtet sind, dass das nur von Ihrer Gutmütigkeit abhängt, aber ebenso kenne ich auch Ihr gutes, treues Herz, darum, o mein guter, liebster Peregrin, geben Sie ihn heraus, den Gefangenen!

PER Was für einen Gefangenen? – wer sollte bei mir gefangen sein?

DÖRTJE Ja, ich muss es bekennen, nur ein großes edles Gemüt gibt Vorteile auf, die ein günstiges Geschick ihm zuführte, und wahr ist es, dass Sie auf manches verzichten, was zu erlangen Ihnen leicht geworden sein würde, wenn Sie den Gefangenen nicht herausgegeben hätten – aber! – bedenken Sie, Peregrin, dass mein ganzes Schicksal, ganzes Leben abhängt von dem Besitz dieses Gefangenen, dass –

PER Wollen Sie nicht, engelhaftes Fräulein, dass ich alles für einen Fiebertraum halten, dass ich vielleicht selbst auf der Stelle überschnappen soll, so sagen Sie mir nur, von wem Sie reden, von was für einem Gefangenen.

DÖRTJE Wie, Peregrin, ich verstehe Sie nicht, wollen Sie vielleicht gar leugnen, dass er wirklich in Ihre Gefangenschaft geriet? – War ich denn nicht dabei, als er, da Sie die Schachtel öffneten–

Während sie spricht, zeigt sie auf die leere Wichtelgeschenk-Schachtel. In dem Moment flackert kurz das Schattenbild Meister Flohs auf.

PER schreiend Wer ist der Er? – Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich Sie, mein Fräulein, wer sind Sie, wer ist der Er?

DÖRTJE unter verzweifelten Küssen Peregrin, sei menschlich, sei barmherzig, gib ihn mir wieder! – gib ihn mir wieder!

PER dazwischenschreiend Ich werde wahnsinnig – ich werde toll!–

Die beiden Repliken könnten mehrmals wiederholt werden, immer fahriger und chaotischer herausgerufen werden. Dann springt Dörtje auf, auf dem Bett stehend, so dass sie groß über Per hinausragt.

DÖRTJE Ha Barbar! – in dir wohnt kein menschliches Herz – du bist unerbittlich – du willst meinen Tod, mein Verderben – du gibst ihn mir nicht wieder! – Nein – nimmer – nimmer – ha ich Unglückselige verloren – verloren.

Dörtje springt vom Bett und verschwindet im Zimmer E.

SZENE 3 Per. Antonia. George. (Schatten).

Per will ihr nach, da tritt Anton(ia) aus Zimmer E. Anton schnippt mit dem Finger, da geht das Licht hinter der Schattenwand an und Musik erklingt. Per geht vor Schreck ein paar Schritte zurück und fällt auf sein Bett. Von dort beobachtet er das Weitere.

Auf der Schattenwand sieht man Flöhe, die Kunststücke vollführen. Anton gibt den Flöhen durch Rufe und Gesten Kommandos. Nach jeder Nummer forciert Anton einen Applaus durch das Publikum. Durch diesen wacht Georg(e), die eingeschlafen war, auf, und geht ins Zimmer A. Parallel dazu verschwindet Anton im Off.

Plötzlich klingt die Musik schräg und Misstöne geraten hinein (Mikro & Loop Station?). Dazu auf der Schattenwand krabbelnde Hände, die nach und nach auftauchen und die Flöhe verdecken. Parallel dazu liest Per, der inzwischen sein Geschenk, das Hoffmann-Buch, in die Hand genommen hat, TEXT 1 vor. Die Musik bricht ab, das Schattenbild verschwindet. Per nimmt Georg wahr, sie schauen sich an. Anton tritt wieder aus Zimmer E.

GEORG Leuwenhoek, seht Ihr nun wohl, was bei Eurem Treiben herauskommt?

ANTON Seid Ihr’s, guter Pepusch? – Ach! mit mir ist es aus, rein aus, ich bin ein verlorener Mann! Pepusch, ich fange an zu glauben, dass Ihr es wirklich gut mit mir gemeint habt und dass ich nicht gut getan, auf Eure Warnungen nichts zu geben.

GEORG Was hat sich denn begeben?

Anton schnippt. Schattenlicht. Man sieht statt der Flöhe nun leblose Walnüsse. Schattenlicht aus.

ANTON Ich weiß gar nicht, welcher böse Geist mich mit Blindheit schlug, dass ich die Desertion meiner Mannschaft nicht eher bemerkte.

GEORG Aber sagt mir nur, Leuwenhoek, wie es geschehen konnte, dass Euch Eure wohlexerzierte Mannschaft, die so viel Treue bewiesen, plötzlich auf und davon gehen konnte, ohne dass Ihr es sogleich gewahr wurdet?

ANTON Oh Pepusch! er hat mich verlassen, er, durch den allein ich Herrscher war, und er ist es, dessen bösem Verrat ich meine Blindheit, all mein Unglück zuschreibe!

GEORG Wo ist aber Dörtje Elverdink?

ANTON Wo sie ist, wo Dörtje Elverdink ist? – Fort ist sie, fort in alle Welt – verschwunden. – Schlagt mich nur gleich tot, Pepusch, denn ich sehe schon, wie Euch immer mehr der Zorn kommt und die Wut. – Macht es kurz mit mir!

GEORG Da seht Ihr nun, was aus Eurer Torheit, aus Eurem albernen Treiben herauskommt. – Wer gab Euch das Recht, die arme Dörtje einzusperren wie eine Sklavin und dann wieder, um nur Leute anzulocken, sie im Prunk auszustellen, wie ein naturhistorisches Wunder? –

Schattenlicht. Man sieht Dörtjes Schatten, statuenhaft in lasziver Pose. Schattenlicht aus.

GEORG Warum tatet Ihr Gewalt an ihrer Neigung und ließet es nicht zu, dass sie mir die Hand gab, da Ihr doch bemerken musstet, wie innig wir uns liebten? – Entflohen ist sie? – Nun gut, so ist sie wenigstens nicht mehr in Eurer Gewalt, und weiß ich auch in diesem Augenblick nicht, wo ich sie suchen soll, so bin ich doch überzeugt, dass ich sie finden werde. Leuwenhoek, ergebt Euch in Euer Geschick; das ist das Beste und Geratenste, was Ihr jetzt tun könnet.

ANTON Ich sehe jetzt ein, liebster Pepusch, dass ich, was die Dörtje Elverdink betrifft, nicht recht gehandelt habe, wiewohl auf ganz andere Weise, als Ihr wohl meinen möget. Recht tat ich nämlich daran, dass ich Eure Bewerbungen für ein törichtes zweckloses Streben erklärte, unrecht aber, dass ich nicht ganz offenherzig gegen Euch war, dass ich Euch nicht sagte, was es mit der Dörtje Elverdink eigentlich für eine Bewandtnis hat. Eingesehen hättet Ihr dann, wie löblich es war, Euch Wünsche aus dem Sinn zu reden, deren Erfüllung nicht anders als verderblich sein konnte. – Pepusch! kommt rüber zu mir und vernehmt eine wunderbare Historie!

GEORG Das kann ich wohl tun.

Anton geht ins Zimmer E, Georg folgt ihm. Per, der nach Zitieren aus dem Buch in diesem still weitergelesen hat, liest nun laut TEXT 2 vor, während auf der Schattenwand die Geschichte als Schattenspiel abläuft. Mit dem letzten Satz geht das Schattenlicht aus und man hört im Off jemanden hinfallen. Vor Schreck fällt Per das Buch aus der Hand. Er nimmt es aber wieder auf und liest still weiter. Georg kommt wütend aus Zimmer E und geht ins Zimmer C.

SZENE 4 (Per). Aline. George. Dörtje. Swammer.

In Zimmer B liegt Aline immer noch auf dem Sofa. Sie war eingeschlafen und wacht nun auf. Sie steht auf, macht Musik an, setzt eine Perücke auf, die dem Haar Dörtjes gleicht, und beginnt zu tanzen. Georg schaut durchs Schlüsselloch, betritt dann Zimmer B, geht zu Aline hin und ruft „Dörtje!“ Die Musik geht aus. Aline dreht sich um. Georg erkennt die Verwechslung.

ALINE Ich erinnere mich nicht, mein Herr, Sie schon anderwärts gesehen zu haben als hier, und doch finde ich in den Zügen Ihres Antlitzes, in Ihrem ganzen Wesen so viel Bekanntes. Ja, es ist mir, als wären wir vor gar langer Zeit einander ganz befreundet gewesen, jedoch in einem sehr fernen Lande und unter ganz andern seltsamen Umständen. Ich bitte Sie, mein Herr, reißen Sie mich aus der Ungewissheit, und täuscht mich nicht vielleicht eine Ähnlichkeit, so lassen Sie uns das freundschaftliche Verhältnis erneuern, das in dunkler Erinnerung ruht, wie ein schöner Traum.

GEORG Bist du die Prinzessin Gamaheh, Tochter des Königs Sekakis, die ich schon in der grünen Zeit geliebt, da ich noch die Distel Zeherit gewesen?

Als Antwort streicht Rose über Georgs Wange. Sie schauen sich an, dann küssen sie sich leidenschaftlich. Aus Zimmer D schleichen sich, parallel dazu, Dörtje und Swammer ins Zimmer C. Sie beginnen auf Georgs Bett rumzuknutschen. Als Georg und Aline eben aufhören zu küssen und das Knutschgeräusch aber weiter zu hören ist, wundern sie sich und gehen ins Zimmer C. Swammer und Dörtje nehmen sie wahr.

GEORG Gamaheh, was ist das? – spottest du meiner? Ist das die Treue, die du deiner Distel angelobt?

Dörtje beginnt zu lachen, dann setzt Aline mit ein.

DÖRTJE + ALINE Geht, geht, Georg! Bin ich die Tochter des würdigen alten Königs Sekakis, seid Ihr die Distel Zeherit, so ist jener allerliebste Mann der Genius Thetel, der mir eigentlich viel besser gefällt wie die traurige stachlichte Distel.

Dörtje und Aline gehen beide lachend aus dem Zimmer, Dörtje ins Zimmer D, Aline ins Zimmer B, wo er sich auf das Sofa legt. Georg will ihnen nach, weiß aber nicht, in welche Richtung. Swammer steht auf und packt Georg.

SWAMMER Seht mal den Spitzbuben, das wäre mir recht. – Fort, Patron, ins Hundeloch!

Dörtje tritt aus Zimmer D, eine Hundeleine in der Hand. Swammer nimmt Georg an die Leine und führt ihn ins Zimmer D. Dann kommt Swammer zurück und legt sich mit Dörtje auf das Bett. Sie ziehen die Decke über sich, machen rum und bleiben dann erschöpft liegen.

SZENE 5 Per. (Schatten).

Per ist inzwischen eingeschlafen und wiederholt immer wieder den Namen Aline im Schlaf. Dabei wälzt er sich unruhig und hält küssend eine imaginäre Aline im Arm. Plötzlich hört man Meister Flohs Stimme. Per wacht auf.

MEISTER FLOH Schlaft nicht, Peregrinus, schlaft nicht, edler Mann, ich muss augenblicklich mit Euch reden! schlaft nicht! schlaft nicht!

Per wundert sich, schaut sich um. Meister Floh erscheint auf der Schattenwand. Per erschrickt. Dann versucht er Meister Floh greifen, der aber wegspringt, was man auch auf der Schattenwand sieht. Wiederholung des Vorgangs, bis Meister Floh auf der Schattenwand verschwindet.

MEISTER FLOH Peregrinus Tyß, sollte ich mich in Euch geirrt haben? Ihr handeltet gestern an mir so edel, und jetzt, da ich Euch meine Dankbarkeit beweisen will, greift Ihr nach mir mit mörderischer Hand? – Doch vielleicht missfiel Euch meine Gestalt, und ich tat Verkehrtes, mich Euch mikroskopisch zu zeigen, damit Ihr mich nur gewiss bemerken solltet, welches nicht so leicht ist, als Ihr wohl denken möchtet. Ebenso wie vorher sitze ich jetzt auf Eurer weißen Bettdecke, und Ihr seht mich doch ganz und gar nicht. Nehmt’s nicht übel, Peregrinus, aber Eure Sehnerven sind wahrlich ein wenig zu grob für meine schlanke Taille. Doch versprecht mir nur, dass ich bei Euch sicher bin und dass Ihr nichts Feindseliges gegen mich unternehmen wollt, so werde ich Euch näher kommen und manches erzählen, was zu erfahren Euch eben nicht unrecht sein wird.

PER Sagt mir nur erst, wer Ihr seid, guter unbekannter Freund, das übrige wird sich denn wohl finden. Versichern kann ich Euch indessen zum voraus, dass irgend Feindseliges gar nicht in meiner Natur ist und dass ich fortfahren werde, gegen Euch edel zu handeln, wiewohl ich zurzeit gar nicht begreifen kann, auf welche Weise ich schon jetzt Euch meinen Edelmut bewiesen haben sollte. Bewahrt aber doch nur immer Euer Inkognito, denn Euer Anblick ist eben nicht anmutig.

MEISTER FLOH Ihr seid, ich wiederhole es mit Vergnügen, ein edler Mann, Herr Peregrinus, aber nicht sonderlich tief eingedrungen in die Wissenschaft und überhaupt ein wenig unerfahren, sonst hättet Ihr mich erkannt auf den ersten Blick. – Ich könnte ein wenig prahlerisch reden, ich könnte sagen, dass ich einer der mächtigsten Könige sei und über viele, viele Millionen herrsche. Aus angeborner Bescheidenheit und weil auch am Ende der Ausdruck: König! nicht recht paßlich, will ich es unterlassen. – In dem Volke, an dessen Spitze zu stehen ich die Ehre habe, herrscht nämlich eine republikanische Verfassung. Ein Senat, der höchstens aus fünfundvierzigtausend neunhundert und neunundneunzig Mitgliedern bestehen darf, der leichteren Übersicht beim Votieren halber, vertritt die Stelle des Regenten, wer aber an der Spitze dieses Senats steht, führt, weil er in allen Dingen des Lebens zur Meisterschaft gelangt sein muss, wirklich den Namen: Meister! – Ohne weitere Umschweife will ich es Euch denn entdecken, dass ich, der ich hier mit Euch spreche, kein anderer bin, als der Meister Floh. – Dass Ihr mein Volk kennet, daran will ich nicht im mindesten zweifeln, denn gewiss habt Ihr, würdiger Herr, schon so manchen von meinem Volke mit Euerm eignen Blut erfrischt und gestärkt. Bekannt muss es darum Euch wenigstens wohl sein, dass mein Volk von einem beinahe unzähmbaren Freiheitssinn beseelt ist und recht eigentlich aus lauter leichtsinnigen Springinsfelden besteht, die geneigt sind, sich jeder soliden Gestaltung zu entziehen durch fortwährendes Hüpfen. Was für ein Talent dazu gehört, von einem solchen Volk Meister zu sein, werdet Ihr einsehen, Herr Peregrinus, und schon deshalb die gehörige Ehrfurcht vor mit haben. Versichert mir das, Herr Peregrinus, ehe ich weiterrede.

PER Meister Floh, ich verehre Euch schon jetzt Eurer seltenen Gaben halber ganz ungemein, und bin um so begieriger, mehr von Euch zu erfahren, als Eure Stimme sehr wohlklinge und eine gewisse Zartheit in der Rede einen feinen zierlichen Körperbau verrate.

Die folgende lange Replik Meister Flohs könnte von Schattenspiel begleitet werden:

MEISTER FLOH Sehr danke ich Euch, bester Herr Tyß, für Eure gute Gesinnung und hoffe Euch bald zu überzeugen, dass Ihr Euch in mir nicht geirrt habt. – Damit Ihr erfahrt, bester Mann, welchen Dienst Ihr mir erwiesen habt, ist es indessen nötig, Euch meine vollständige Biographie mitzuteilen. – Vernehmt also! – Mein Vater war der berühmte – doch! eben fällt mir ein, dass dem Publikum die schöne Gabe der Geduld merklich ausgegangen ist, und dass ausführliche Lebensbeschreibungen, sonst am mehrsten geliebt, jetzt verabscheut werden. Ich will daher, statt gründlich zu sein, nur flüchtig und episodisch dasjenige berühren, was auf meinen Aufenthalt bei Euch sich zunächst bezieht. Schon weil ich wirklich Meister Floh bin, müsst Ihr, teurer Herr Peregrinus, in mir einen Mann von der tiefsten Erfahrung in allen Zweigen des Wissens erkennen. Doch! – nicht messen könnt Ihr den Grad meiner Wissenschaft nach Euerm Maßstab, da Euch die wunderbare Welt unbekannt ist, in der ich mit meinem Volk lebe. In welches Erstaunen würdet Ihr geraten, wenn Euer Sinn erschlossen werden sollte für diese Welt, die Euch das seltsamste, unbegreiflichste Zauberreich dünken würde. Eben daher möget Ihr es auch gar nicht befremdlich finden, wenn alles, was aus jener Welt herstammt, Euch vorkommen wird wie ein verwirrtes Märchen, das ein müßiges Gehirn ausgebrütet. Lasst Euch aber dadurch nicht irremachen, sondern traut meinen Worten. – Seht, mein Volk ist euch Menschen in manchen Dingen weit überlegen, z.B. was Durchschauen der Geheimnisse der Natur, Stärke, Gewandtheit, geistige und körperliche Gewandtheit betrifft. Doch auch wir haben Leidenschaften, und diese sind, so wie bei euch, gar oft die Quelle vieles Ungemachs, ja gänzlichen Verderbens. So war auch ich von meinem Volke geliebt, ja, angebetet, mein Meistertum hätte mich auf die höchste Stufe des Glücks bringen können, verblendete mich nicht eine unglückliche Leidenschaft zu einer Person, die mich ganz und gar beherrschte, ohne jemals meine Gattin werden zu können. Man wirft überhaupt unserm Geschlecht eine ganz besondere, die Schranken des Anstandes überschreitende Vorliebe für das schöne Geschlecht vor. Mag dieser Vorwurf auch begründet sein, so weiß auf der andern Seite jeder – Doch! – ohne weitere Umschweife! – Ich sah des Königs Sekakis Tochter, die schöne Gamaheh, und wurde augenblicklich so entsetzlich verliebt in sie, dass ich mein Volk, mich selbst vergaß und nur in der Wonne lebte, auf dem schönsten Halse, auf dem schönsten Busen umherzuhüpfen und die Holde mit süßen Küssen zu kitzeln. Oft haschte sie mit den Rosenfingern nach mir, ohne mich jemals fangen zu können. Dies dünkte mir anmutiges Kosen, liebliche Tändelei beglückter Liebe! – Wie töricht ist der Sinn eines Verliebten, ist dieser auch selbst der Meister Floh. – Es genügt zu sagen, dass die arme Gamaheh von dem hässlichen Egelprinzen überfallen wurde, der sie zu Tode küsste; mir wär‘ es aber gelungen, die Geliebte zu retten, hätte sich nicht ein einfältiger Prahlhans und ein ungeschickter Tölpel ohne Beruf in die Sache gemischt und alles verdorben. Der Prahlhans war aber die Distel Zeherit und der Tölpel der Genius Thetel. – Als sich der Genius Thetel mit der entschlummerten Prinzessin in die Lüfte erhob, klammerte ich mich fest an ihren Hals, und war so Gamahehs treuer Reisegefährte, ohne von dem Genius bemerkt zu werden. Es geschah, dass wir über zwei Magier wegflogen, die auf einem hohen Turm gerade den Lauf der Gestirne beobachteten. Da richtete der eine dieser Magier sein Glas so scharf auf mich, dass ich schier von dem Schein des magischen Instruments geblendet wurde. Mich überfiel ein starker Schwindel, vergebens suchte ich mich festzuhalten, ich stürzte rettungslos hinab aus der entsetzlichen Höhe, fiel dem beobachtenden Magier gerade auf die Nase, nur meine Leichtigkeit, meine außerordentliche Gewandtheit erhielt mich am Leben. Noch war ich zu betäubt, um von des Magiers Nase herabzuhüpfen und mich ganz in Sicherheit zu setzen, als der Unhold, der verräterische Leuwenhoek (der war der Magier), mich geschickt mit den Fingern erhaschte und sogleich in ein Mikroskop setzte. Und er war doch ein viel zu geübter Beobachter und viel zu tief eingedrungen in die Wissenschaft, um nicht sogleich mich als den Meister Floh zu erkennen. Hoch erfreut, dass ein glücklicher Zufall ihm diesen vornehmen Gefangenen in die Hände gespielt, entschlossen, allen Vorteil daraus zu ziehen, der nur möglich, schlug er mich Ärmsten in Ketten, und so begann eine qualvolle Gefangenschaft, aus der ich durch Euch, Herr Peregrinus Tyß, erst gestern vormittags befreit wurde. Mein Besitz gab dem fatalen Leuwenhoek volle Macht über meine Vasallen, die er bald scharenweise um sich her versammelte und mit barbarischer Härte eine sogenannte Kultur einführte, die uns bald um alle Freiheit, um allen Genuss des Lebens brachte. Was die Schulstudien und überhaupt die Wissenschaften und Künste betrifft, so fand Leuwenhoek gar bald zu seinem Erstaunen und Ärger, dass wir beinahe gelehrter waren als er selbst; die höhere Kultur, die er uns aufzwang, bestand aber vorzüglich darin, dass wir durchaus was werden, wenigstens was vorstellen mussten. Am allerschlimmsten war es, dass Leuwenhoek nichts im Auge hatte als seinen eignen Vorteil, dass er uns kultivierte Leute den Menschen zeigte und sich Geld dafür bezahlen ließ. Überdies aber kam unsere Kultur ganz auf seine Rechnung, und er erhielt die Lobsprüche, die uns allein gebührten. Recht gut wusste Leuwenhoek, dass mit meinem Verlust auch seine Herrschaft über mein Volk ein Ende hatte, um so fester verschlang er daher den Zauber, der mich an ihn bannte, und um so quälender war meine unglückliche Gefangenschaft. Mit heißer Sehnsucht dachte ich an die holde Gamaheh und sann auf Mittel, Nachricht von ihrem Schicksal zu erhalten. – Was aber der schärfste Verstand nicht zu ersinnen vermochte, das führte die Gunst des Zufalls von selbst herbei. – Meines Magiers Freund und Bundesgenosse, der alte Swammerdamm, hatte die Prinzessin Gamaheh in dem Blumenstaube einer Tulpe entdeckt und diese Entdeckung dem Freunde mitgeteilt. Durch Mittel, die ich Euch, guter Herr Peregrinus Tyß, weiter zu entwickeln unterlasse, da Ihr nicht sonderlich viel davon verstehen würdet, gelang es dem Herrn, der Prinzessin natürliche Gestalt wieder herzustellen und sie ins Leben zurückzurufen. Am Ende waren aber doch beide hochweise Herren ebenso ungeschickte Tölpel als der Genius Thetel und die Distel Zeherit. Sie hatten nämlich im Eifer die Hauptsache vergessen, und so kam es, dass die Prinzessin in demselben Augenblick, als sie zum Leben erwacht, wiederum tot niedersinken wollte. Ich allein wusste, woran es lag, die Liebe zur schönen Gamaheh, die in meiner Brust emporgelodert stärker als jemals, gab mir Riesenkraft; ich zerriss meine Ketten, ich sprang mit einem mächtigen Satz der Holden auf die Schulter – nur ein einziger kleiner Stich genügte, das stockende Blut in Wallung zu setzen. Sie lebte! – Nun muss ich Euch aber sagen, Herr Peregrinus Tyß, dss dieser Stich wiederholt werden muss, wenn die Prinzessin in Schönheit und Jugend fortblühen soll; sie würde entgegengesetzten Falls in wenigen Monaten zusammenschrumpfen. Deshalb bin ich ihr, das werdet Ihr einsehen, ganz unentbehrlich, und nur aus der Furcht, mich zu verlieren, lässt sich der schwarze Undank erklären, mit dem Gamaheh meine Liebe lohnte. Sie lieferte mich nämlich ohne weiteres dem abscheulichen Quälgeist, dem Leuwenhoek aus, der mich in stärkere Fesseln schlug, als ich sie je getragen, jedoch zu seinem eignen Verderben. – Trotz aller Vorsicht des alten Leuwenhoek und der schönen Gamaheh gelang es mir endlich dennoch, in einer unbewachten Stunde aus meinem Kerker zu entspringen und in eine leere Schachtel hineinzuhüpfen, die als Weihnachtspräsent in Eure Hand gelangte; Gamaheh suchte mich vergebens und erfuhr erst viel später, wie und wohin ich geflüchtet. Sowie ich in Freiheit war, hatte Leuwenhoek auch die Macht über mein Völklein verloren. Alle befreiten sich, entschlüpften und ließen dem Tyrannen zum Hohn Pfefferkörner, Obstkerne und dergleichen mehr zurück. Nochmals meinen herzlichen Dank, guter edler Herr Peregrinus, für die große Wohltat, die Ihr mir erzeigt habt und die ich zu schätzen weiß wie keiner. Erlaubt, dass ich mich als ein freier Mann wenige Zeit bei Euch aufhalte; ich kann Euch in manchen recht wichtigen Angelegenheiten Eures Lebens so nützlich sein, als Ihr es kaum denken möget. Zwar könnte es für gefährlich zu achten sein, dass Ihr in heftiger Liebe entbrannt seid zu dem holden Wesen –

PER Was sagt Ihr, Meister, ich – ich entbrannt in Liebe?

MEISTER FLOH Es ist nicht anders. Denkt Euch mein Entsetzen, meine Angst, als Ihr gestern eintratet mit der Prinzessin in den Armen, ganz erhitzt von wilder Leidenschaft; als sie alle Verführungskünste anwandte, die ihr leider nur zu sehr zu Gebote stehen, um Euch zu meiner Auslieferung zu bewegen! – Doch! erst da erkannte ich Eure Großmut in ganzem Umfange, als Ihr standhaft bliebt, als Ihr geschickt so tatet, als wüsstet Ihr gar nichts von meinem Aufenthalt bei Euch, als verstandet Ihr gar nicht, was die Prinzessin eigentlich von Euch verlange.

PER Das war ja aber auch in der Tat der Fall. Ihr rechnet mir, lieber Meister Floh, Dinge als Verdienst an, die ich gar nicht geahnt habe.

MEISTER FLOH Ihr wollt meinen Danksagungen ausweichen auf geschickte Weise, guter Herr Peregrinus, und dies gibt mir zu großem Trost aufs neue den lebhaften Beweis Eurer uneigennützigen Denkungsart. Wisst, edler Mann, dass Leuwenhoeks, Gamahehs Bemühungen, mich wieder zu erhaschen, ganz vergeblich bleiben, solange Ihr mir Euern Schutz gewährt. Freiwillig müsst Ihr mich meinen Peinigern übergeben, alle andere Mittel sind fruchtlos. Herr Peregrinus Tyß! Ihr seid verliebt.

PER O sprecht doch nur nicht so! – Nennt Liebe nicht eine augenblickliche törichte Aufwallung, die schon jetzt vorüber ist!

MEISTER FLOH Es ist gar nicht zu verwundern, dass auch Ihr dem wunderbaren Liebreiz der Prinzessin Gamaheh nicht widerstehen konntet, zumal sie manche gefährliche Kunst anwandte, Euch zu fangen. Der Sturm ist noch nicht vorüber. Manches Zaubermittel, wie es auch wohl andern anmutigen Weibern, die nicht gerade die Prinzessin Gamaheh sind, zu Gebote steht, wird die kleine Boshafte noch aufbieten, um Euch in ihr Liebesnetz zu verstricken. Sie wird sich Eurer so ganz zu bemächtigen suchen, dass Ihr nur für sie, für ihre Wünsche leben sollt, und dann – weh mir! – Es wird darauf ankommen, ob Euer Edelmut stark genug ist, Eure Leidenschaft zu besiegen, ob Ihr es vorziehen werdet, Gamahehs Wünschen nachzugeben und nicht allein Euern Schützling, sondern auch das arme Völklein, welches Ihr niedriger Knechtschaft entrissen, aufs neue ins Elend zu stürzen, oder der bösen falschen Verlockung eines verführerischen Wesens zu widerstehen und so mein und meines Volkes Glück zu begründen. – O dass Ihr mir das letztere versprechen wolltet – könntet!

PER Meister, lieber Meister, Ihr habt recht, nichts ist gefährlicher als die Verlockung der Weiber; sie sind alle falsch, boshaft, sie spielen mit uns wie die Katze mit der Maus, und für unsere zärtlichsten Bemühungen ernten wir nichts ein als Spott und Hohn. Deshalb stand mir auch sonst der kalte Todesschweiß auf der Stirne, sowie sich nur ein weibliches Wesen nahte, und ich glaube selbst, dass mit der schönen Aline oder Dörtje oder wie Ihr wollt, mit der Prinzessin Gamaheh es eine besondere Bewandtnis haben muss, unerachtet ich alles, was Ihr mir erzählt habt, mit meinem schlichten gesunden Menschenverstande gar nicht begreifen kann und es mir vielmehr zumute ist, als läge ich in wirren Träumen. – Doch, mag dem sein wie ihm wolle, Ihr habt Euch einmal in meinen Schutz begeben, lieber Meister, und nichts soll mich vermögen, Euch Euern Feinden auszuliefern, die verführerische Dirne will ich gar nicht wiedersehen. Ich verspreche das feierlich und würde Euch die Hand darauf reichen, hättet Ihr eine dergleichen, die meine zu erfassen und meinen ehrlichen Druck zu erwidern.

Per streckt seinen Arm und Hand aus.

MEISTER FLOH Nun bin ich ganz getröstet, ganz beruhigt. Habe ich auch keine Hand Euch darzureichen, so erlaubt wenigstens, dass ich Euch in den rechten Daumen steche, teils um Euch meine innige Freude zu bezeugen, teils um unser Freundschaftsbündnis noch fester zu besiegeln.

Per verspürt einen Stich im rechten Daumen und schreit kurz auf.

PER Ihr stecht ja wie ein kleiner Teufel.

MEISTER FLOH Nehmt das für ein lebhaftes Zeichen meiner biedern guten Gesinnung. Doch billig ist es, dass ich als Pfand meiner Dankbarkeit Euch eine Gabe zukommen lasse, die zu dem Außerordentlichsten gehört, was die Kunst jemals hervorgebracht hat. Es ist nichts anders als ein Mikroskop, welches ein sehr geschickter, kunstvoller Optiker aus meinem Volk verfertigte, als er noch in Leuwenhoeks Dienste war. Euch wird das Instrument etwas subtil vorkommen, denn in der Tat ist es wohl an einhundertzwanzigmal kleiner als ein Sandkorn, aber der Gebrauch lässt keine sonderliche Größe zu. Ich setze das Glas nämlich in die Pupille Eures linken Auges, und dieses Auge wird dann mikroskopisch. – Die Wirkung soll Euch überraschen, ich will daher für jetzt darüber schweigen und Euch nur bitten, dass Ihr mir erlaubt, die Operation vorzunehmen dann, wenn ich überzeugt bin, dass Euch das mikroskopische Auge große Dienste leisten muss. Und nun schlaft wohl, Herr Peregrinus, Euch ist noch einige Ruhe vonnöten.

Per legt sich auf das Bett und schläft ein.

SZENE 6 Per. Aline. Dörtje. Swammer.

Aline steht auf, zieht die Kittelschürze an und beginnt mit einem Staubwedel sauberzumachen. Erst in Zimmer B, dann im Zimmer A. Per wacht auf. Parallel wachen Swammer und Dörtje auf und richten sich im Bett auf.

ALINE Wundersam! – Unglaublich! – Was man nicht alles erlebt! – Wer hätte das gedacht!

PER Was ist denn wundersam, liebe Aline?

ALINE Allerlei, allerlei!

PER Ach, Aline!

ALINE Ja, Herr Tyß, hier bin ich, was befehlen Sie?

PER Was ist aus der fremden Dame geworden, die sich gestern Abend hier befand?

ALINE Die schöne Dame, das allerliebste Ding, ist im Hause geblieben, befindet sich noch hier und wird das Haus auch wohl nicht so bald verlassen.

Aline führt Per zur Schwelle zu Zimmer C.

SWAMMER Hebe dich hinweg, horchender Satan!

Aline bedeutet Per, sich schnell zurückzuziehen. Swammer springt aus dem Bett, deckt Dörtje zu und zieht Aline brutal ins Zimmer C. Per kommt zurück und lauscht an der „Tür“.

SWAMMER Gute Frau Aline, ich muss in wichtigen Geschäften ausgehen und werde vielleicht erst nach mehreren Stunden wiederkehren. Sorgen Sie dafür, dass auf dem Flur des Hauses vor meinem Zimmer kein Geräusch entstehe oder gar jemand es wage, in mein Gemach eindringen zu wollen. Eine vornehme Dame, und dass Sie es nur wissen, eine fremde, reiche, wunderbar schöne Prinzessin hat sich zu mir geflüchtet. Ich war in früherer Zeit, am Hofe ihres königlichen Vaters, ihr Informator, deshalb hat sie Zutrauen zu mir, und ich werde und muss sie schützen wider alle böse Angriffe. Ich sage Ihnen das, Frau Aline, damit Sie der Dame die Ehrfurcht beweisen, die ihrem Range gebührt. Sie wird, erlaubt es Herr Tyß, Ihre Bedienung in Anspruch nehmen, und Sie sollen, gute Frau Aline, dafür königlich belohnt werden, insofern Sie nämlich schweigen können und niemanden den Aufenthalt der Prinzessin verraten.

Swammer geht ins Zimmer D. Aline deckt Dörtje auf, die sich aufrichtet und unbeabsichtigt verführerisch ihr Haar in Unordnung bringt. Aline nimmt eine Bürste und beginnt Dörtje zu frisieren.

ALINE Ach, man darf ja nur die liebe Dame recht ansehen, um zu wissen, dass es eine vornehme Prinzessin ist und dabei so engelsschön, wie nur eine Prinzessin gefunden werden kann. Wenn es Ihnen gefällig ist, lieber Herr Tyß, sich an das Schlüsselloch zu bemühen, so –

PER Was sprichst du! – soll ich mich hingeben dem verführerischen Anblick, der mich vielleicht hinreißen könnte zu allerlei Torheiten?

MEISTER FLOH Mut, Peregrinus, widerstehe der Verlockung!

ALINE Ich will Ihnen nur alles sagen, lieber Herr Tyß, wie mir die ganze Sache vorkommt. – Mag nun die fremde Dame eine Prinzessin sein oder nicht, so viel bleibt gewiss, dass sie sehr vornehm ist und reich und dass Herr Swammer sich ihrer lebhaft annimmt, mithin lange mit ihr bekannt sein muss. Und warum ist die Dame Ihnen nachgelaufen, lieber Herr Tyß? Ich sage, weil sie sich sterblich verliebt hat in Sie, und die Liebe macht ja wohl einen ganz blind und toll und verführt auch wohl Prinzessinnen zu den seltsamsten, unüberlegtesten Streichen.

PER Schweige nur, Aline, von solchen Dingen. Verliebt in mich sollte die Dame sein! – wie albern, wie abgeschmackt!

ALINE Hm, wäre das nicht der Fall, so würde die Dame nicht so gar jämmerlich seufzen, so würde sie in Kürze nicht so gar kläglich rufen:

DÖRTJE Nein, mein lieber Peregrinus, mein süßer Freund, du wirst, du kannst nicht grausam gegen mich sein! – Ich werde dich wiedersehen und alles Glück des Himmels genießen!

ALINE Und unsern Herrn Swammer, den hat die fremde Dame ganz umgekehrt. Da steckt was dahinter. Was gilt’s, Herr Swammer spielt am Ende den Freiwerber bei Ihnen, Herr Tyß!

Dörtje hat während des Bürstens zunehmend geseufzt, das nun in ein orgasmisches Stöhnen übergeht. Sie zieht nun Aline die Kittelschürze aus. Beide beginnen sich selbst sowie gegenseitig zu streicheln, was wie aus einem schlechten Softporno entstammen könnte. Irgendwann beginnen beide versetzt dabei „Peregrinus, mein Peregrinus!“ zu stöhnen.

PER Mag es gehen, wie es will – hinab, hinab, ans Schlüsselloch!

MEISTER FLOH Mut, Peregrinus, widerstehe der Verlockung!

PER Ja, sie ist es, es ist Prinzessin Gamaheh!

Per muss sich sehr zusammen nehmen, um nicht in Zimmer C zu stürzen und sich auf das Bett zu werfen. Er kämpft mit sich.

MEISTER FLOH Nehmt Euch zusammen, denkt an Euer Versprechen, werter Herr Peregrinus Tyß. – Niemals wolltet Ihr die verführerische Gamaheh wiedersehen, und nun! – Ich könnte Euch das Mikroskop ins Auge werfen, aber Ihr müsst ja auch ohne dasselbe gewahren, dass die boshafte Kleine Euch längst bemerkt hat, und dass alles, was sie beginnt, trügerische Kunst ist, Euch zu verlocken. Glaubt mir doch nur, ich meine es gut mit Euch!

Per kämpft immer noch mit sich, dann macht er einen Schritt in Zimmer C. In dem Moment taucht Swammer wieder auf, worauf Per schnell ins Zimmer A flüchtet, sich auf sein Bett wirft und mit sich selbst spricht. Aline und Dörtje hören mit den Liebkosungen auf, Aline zieht den Kittel wieder an und bürstet wieder Dörtjes Haar.

PER Muss ich nicht wirklich daran glauben, dass das holde Wesen die Prinzessin Gamaheh, die Tochter eines mächtigen Königs ist? Bleibt dies aber der Fall, so muss ich es für Torheit, für Wahnsinn halten, nach dem Besitz einer so erhabenen Person zu streben. Dann aber hat sie auch ja selbst die Auslieferung eines Gefangenen verlangt, von dem ihr Leben abhinge, und stimmt dies genau mit dem überein, was mir Meister Floh gesagt, so kann ich auch beinahe nicht daran zweifeln, dass alles, was ich auf Liebe zu mir deuten dürfte, vielleicht nur ein Mittel ist, mich ihrem Willen ganz zu unterwerfen. Und doch! – sie verlassen – sie verlieren, das ist Hölle, das ist Tod!

Swammer tritt von Zimmer C ins Zimmer A. Parallel dazu führt Aline Dörtje ins Zimmer B und lässt sich von ihr das Makeup auffrischen. Die Kittelschürze zieht Aline aus.

SWAMMER Ich wünsche nicht meinen lieben Herrn Wirt in irgendeinem Geschäft zu stören; meine Pflicht als Mieter erfordert es aber, dem Hauswirt anzuzeigen, dass ich in der Nacht genötigt worden, ein hilfloses Frauenzimmer bei mir aufzunehmen, das sich der Tyrannei eines bösen Oheims entziehen will und daher wohl einige Zeit in dem Hause zubringen wird, wozu es indessen der Erlaubnis des gütigen Wirts bedürfe, um die ich hiermit ansuche.

PER Wer ist denn das hilflose Frauenzimmer?

SWAMMER Es ist recht und billig, dass der Hauswirt wisse, wen er in seinem Hause beherbergt. Erfahren Sie also, verehrter Herr Tyß, dass das Mädchen, das sich zu mir geflüchtet, niemand anders ist, als die hübsche Dörtje Elverdink, Nichte des berühmten Leuwenhoek, der, wie Sie wissen, hier die wunderbaren mikroskopischen Kunststücke zeigt. Leuwenhoek ist sonst mein Intimus, aber ich muss bekennen, dass er ein harter Mann ist und die arme Dörtje misshandelt auf arge Weise. Ein stürmischer Auftritt, der sich gestern Abend ereignete, zwang das Mädchen zur Flucht, und dass sie bei mir Trost und Hülfe suchte, scheint natürlich.

PER Dörtje Elverdink – Leuwenhoek –

SWAMMER Sie glauben mir doch, werter Herr Tyß?

PER Mir ist seit ganz kurzer Zeit so viel Wunderbares geschehen, dass ich, wäre nicht alles deutliche Sinneswahrnehmung, ewig daran zweifeln würde. Aber nun glaube ich an alles, sei es auch noch so toll und ungereimt! – Es kann sein, dass Sie mehr wissen als andere Menschen; was aber die Flucht der Dörtje Elverdink oder der Prinzessin Gamaheh, oder wie die Dame sonst heißen mag, betrifft, so sind Sie im gewaltigen Irrtum. – Erfahren Sie, wie es damit herging.

Musik. Aline setzt ihre Perücke auf und Aline und Dörtje tanzen in Zimmer B, während in Zimmer A Per und Swammer sich auf das Bett setzen und Per lautlos Swammer was erzählt. Dann Musik aus. Mit Ende der Musik lassen sich Dörtje und Aline auf das Sofa fallen und bleiben aneinandergekuschelt liegen.

SWAMMER Mir scheint, als wenn das alles, was Sie mir zu erzählen beliebt haben, nichts sei als ein merkwürdiger, jedoch ganz angenehmer Traum. Ich will das aber dahingestellt sein lassen und Sie um Ihre Freundschaft bitten, deren ich vielleicht gar sehr bedürfen werde. Vergessen Sie mein mürrisches Betragen und lassen Sie uns einander nähertreten. Sie glauben gar nicht, wie ich Sie hochschätze, mein bester würdigster Herr Tyß.

MEISTER FLOH Jetzt ist es Zeit!

Per spürt einen Schmerz im linken Auge und zuckt zusammen.

SWAMMER (Aufnahme 1) Hätte ich doch nicht geglaubt, dass ich hier so wohlfeilen Kaufs davonkomme, dass ich nicht besser ausgefragt werden würde. Erzählt mir der Einfaltspinsel die ganze Begebenheit mit der Prinzessin und setzt nicht voraus, dass sie mir schon selbst alles erzählt hat, da mein Beginnen mit ihr ein früheres vertrauliches Verhältnis notwendig voraussetzte. – Aber was hilft’s, ich muss schön mit ihm tun, weil ich seiner Hülfe bedarf. Er ist unbefangen genug, mir alles zu glauben, ja wohl in einfältiger Gutmütigkeit meinem Interesse manches Opfer zu bringen, wofür er keinen andern Dank ernten wird, als dass ich ihn, wenn alles gut abgelaufen und Gamaheh wieder mein ist, hinterm Rücken derb auslache.

Swammer schaut Per an.

SWAMMER War es mir doch, als säße ein Floh auf Ihrem Kragen, werter Herr Tyß!

Swammer will nach dem Kragen greifen, Per packt aber Swammers Hand und führt sie langsam zurück.

SWAMMER (Aufnahme 2) Alle Wetter, das war doch wirklich Meister Floh! – das wäre ja ein verfluchter Querstreich, wenn Gamaheh sich nicht geirrt hätte.

Swammer greift erneut nach Pers Kragen. Per steht auf.

PER Oh, ich bin den Flöhen gar nicht gram.

SWAMMER So empfehle ich mich fürs erste ganz ergebenst, mein lieber wertester Herr Tyß.

Swammer macht eine Verbeugung und geht ins Zimmer D.

SWAMMER (Aufnahme 3) Ich wollte, dass dich der schwarzgefiederte Satan verschlinge, du verdammter Kerl!

Per hält sich plötzlich die Augen zu, als würde er kurz geblendet werden.

MEISTER FLOH Ihr habt nun, lieber Herr Peregrinus, die wunderbare Wirkung des Instruments, das wohl in der ganzen Welt seinesgleichen nicht findet, erkannt und werdet einsehen, welche Übermacht es Euch über die Menschen gibt, wenn Euch ihre innersten Gedanken offen vor Augen liegen. Trüget Ihr aber beständig dies Glas im Auge, so würde Euch die stete Erkenntnis der Gedanken zuletzt zu Boden drücken, denn nur zu oft wiederholte sich die bittre Kränkung, die Ihr soeben erfahren habt. Stets werde ich bei Euch sein, entweder auf dem Kragen oder sonst an einem schicklichen bequemen Orte sitzen. Wollt Ihr nun die Gedanken dessen wissen, der mit Euch spricht, so dürft Ihr nur Euch die Nasenspitze reiben, und augenblicklich habt Ihr das Glas im Auge.

Per reibt sich die Nasenspitze, stellt sich vor einen Zuschauer und hört dessen Gedanken. Dann geht er zu drei weiteren Zuschauern. (Aufnahmen 4 bis 7).

SZENE 7 Alle.

Per will zu Swammer ins Zimmer D, da kommt Georg hinausgelaufen, immer noch an der Hundeleine. Er kläfft Per an.

PER Wie? sehe ich recht? Bist du es, Georg?

GEORG Peregrinus! Nun, es ist gut, dass der Zufall mir dich zugeführt. Du kannst mich in Freiheit setzen, wenn du –

Per heult sich an Georgs Schulter aus.

PER Ach Georg, mein Leben kommt mir vor wie ein trauriges unwirtbares Feld voll Disteln.

GEORG Was sprichst du von Disteln? Warum verachtest du Disteln? Bist du so wenig erfahren in der Naturkunde, um nicht zu wissen, dass die wunderherrlichste Blume, die es nur geben mag, nichts anders ist als die Blüte einer Distel? Ich meine den Cactus grandiflorus. Und ist die Distel Zeherit nicht eben wieder der schönste Cactus unter der Sonne? – Peregrinus, ich habe es dir so lange verschwiegen, oder vielmehr verschweigen müssen, weil ich selbst die klare Erkenntnis davon nicht hatte, aber jetzt erfahre es, dass ich selbst die Distel Zeherit bin und meine Ansprüche auf die Hand der Tochter des würdigen Königs Sekakis, der holden, himmlischen Prinzessin Gamaheh, durchaus nicht aufgeben will und werde. Ich habe sie gefunden, aber in demselben Augenblick erfasste mich ein Dämon und schleppte mich -.

PER Wie, auch du, Georg, bist verflochten in die seltsamste aller Geschichten?

GEORG Was für eine Geschichte?

Per bedeutet Georg näherzukommen, der aber wegen der Leine nicht weiterkommt. Nach mehreren Versuchen geht schließlich Per einen Schritt auf Georg zu und flüstert ihm ins Ohr, was er zu erzählen hat. Mit dem Erzählen setzt Musik ein, Dörtje und Aline in Zimmer B springen wie mechanisch auf und tanzen erneut. Georg kommentiert das Erzählte mit

GEORG Die Verruchte! die Treulose! die Verräterin! In den Armen – an der Brust – glühende Küsse –

Er wiederholt die Ausrufe immer wieder und reißt an der Leine, bis diese reißt. Georg geht wütend und weiter rufend durch alle Zimmer; Per hat die Leine gepackt und wird hinterhergezogen. Aline und Dörtje werden von den beiden übersehen, obwohl sie weiter auffällig tanzen.

Während Georg und Per wieder im Zimmer C landen und Georg sich erschöpft aufs Bett legt, kommt Anton aus Zimmer E ins Zimmer A. Anton steht auf der Schwelle zu Zimmer B und hat eine Taschenlampe in der Hand, die sie auf die Tanzenden richtet und deren Schein im Spiegel reflektiert. Die Tanzenden krümmen sich unter Schmerzen, solange die Lampe auf sie gerichtet ist. Die Musik könnte auch verzerrt sein. Per hört die Schreie und Jammerlaute der Tanzenden und betritt Zimmer A über Zimmer C. Die Musik wird leiser.

PER Was wollen Sie? was treiben Sie hier?

ANTON Ah, sieh da, der Herr Wirt! Verzeihen Sie, bester Herr Tyß, dass ich hier ohne Ihre gütige Erlaubnis operiere. Aber ich war bei Ihnen, um mir diese Erlaubnis zu erbitten. Da sagte mir aber die gute freundliche Aline, dass Sie ausgegangen wären, und die Sache hier unten litt keinen Aufschub.

PER Welche Sache? Welche Sache ist’s, die keinen Aufschub leidet?

ANTON Sollten Sie, wertester Herr Tyß, denn nicht wissen, dass mir meine ungeratene Nichte Dörtje Elverdink entlaufen ist? Nicht zu Ihnen, nein, zu dem Herrn Swammerdamm, der sonst mein Freund war, sich aber jetzt in meinen Feind verkehrt hat, ist die treulose Dörtje geflüchtet. Sie ist hier in Alinens Zimmer, ich weiß es, und zwar allein, da Aline ausgegangen. Eindringen kann ich nicht, da die Türe fest verschlossen und verriegelt ist, ich aber viel zu gutmütig bin, um Gewalt anzuwenden. Deshalb nehme ich mir die Freiheit, die Kleine mit meinem optischen Marter-Instrument etwas zu quälen, damit sie doch erkenne, dass ich, trotz ihres eingebildeten Prinzessintums, ihr Herr und Meister bin.

PER Der Teufel sind Sie, Herr! aber nicht Herr und Meister der holden himmlischen Gamaheh. Fort aus dem Hause, treiben Sie Ihre Satanskünste, wo Sie wollen, aber hier scheitern Sie damit, dafür werde ich sorgen!

Per ist mit seiner Replik zu Anton getreten.

ANTON Ereifern Sie sich doch nur nicht, bester Herr Tyß, ich bin ein unschuldiger Mann, der nichts will als alles Gute. Sie wissen nicht, wessen Sie sich annehmen. Es ist ein kleiner Unhold, ein kleiner Basilisk, der dort im Zimmer tanzt in der Gestalt des holdesten Weibleins. Möchte sie, wenn ihr der Aufenthalt bei meiner Wenigkeit durchaus missfiel, doch geflohen sein, aber durfte die treulose Verräterin mir mein schönstes Kleinod, den besten Freund meiner Seele, ohne den ich nicht leben, nicht bestehen kann, rauben? – Durfte sie mir den Meister Floh entführen? – Sie werden, Verehrtester, nicht verstehen, was ich meine, aber –

Meister Floh schlägt ein feines höhnisches Gelächter an. Vor Schreck macht Anton die Lampe aus. Daraufhin geht die Musik aus und die Tanzenden brechen auf dem Sofa zusammen und bleiben reglos liegen.

ANTON Ha! was war das! – sollte es doch möglich sein? – ja, hier an diesem Orte! – erlauben Sie doch, verehrtester Herr Peregrinus!

Anton greift an Pers Kragen. Per weicht aus und stößt Anton in Richtung Schattenwand. Swammer tritt aus Zimmer D ins Zimmer A und steht nun Anton gegenüber, ebenfalls mit einer Taschenlampe bewaffnet.

SWAMMER Zieh, Verdammter, wenn du Courage hast!

ANTON Nur heran, ich stehe dir, bald sollst du meine Macht fühlen!

Beide bekriegen sich nun gegenseitig mit den Lampen. Es kann wie eine Star-Wars-Parodie wirken, mit Laserschwertgeräuschen über die Loop Station. Wenn eine getroffen wird, schreit sie übermäßig auf. Schließlich bewegen sie sich kämpfend ins Zimmer C, von Per gefolgt. Inzwischen sind Aline und Dörtje aufgestanden. Aline führt Dörtje ins Zimmer A. Dörtje legt sich verführerisch auf das Bett. Parallel dazu ist Georg aufgestanden und ins Zimmer B gegangen, wo er Aline und Dörtje nicht mehr antrifft. Anton, Swammer und Per sind inzwischen ins Zimmer C gelangt, Anton und Swammer gehen kämpfend ins Zimmer D. Per bleibt in Zimmer C, Georg kehrt ins Zimmer C zurück und legt sich wieder auf das Bett.

GEORG Sie ist fort – fort!

SZENE 8 Per. Aline. Dörtje. George. (Schatten).

Per geht ins Zimmer B. Dort trifft er auf Aline, der die Perücke abgenommen und ebenfalls Zimmer B betreten hat.

ALINE Was man nicht alles erlebt! Wundersam – unglaublich – Wer hätte sich das träumen lassen!

PER Was ist denn schon wieder Unglaubliches vorgefallen?

ALINE O lieber Herr Tyß, kommen Sie doch nur schnell her, gehen Sie doch nur in Ihr Zimmer.

Per geht ins Zimmer A und erblickt Dörtje auf dem Bett. Sie winkt ihn zu sich heran. Per setzt sich auf das Bett, Aline mit Perücke folgt ihm und setzt sich dazu. Aline und Dörtje beginnen Per zu streicheln und wiederholen dabei immer wieder:

DÖRTJE + ALINE Endlich, endlich sehe ich dich wieder, mein süßer Freund.

PER Prinzessin Gamaheh –

Per küsst Dörtje auf den Mund. Während sie sich küssen, geht Aline ins Zimmer B und verwandelt sich in eine ältere Dame königlicher Abstammung. Meister Flohs Stimme veranlasst Per innezuhalten und von Dörtje abzurücken.

MEISTER FLOH Bedenkt, dass einer Prinzessin, der Tochter eines mächtigen Königs, unmöglich an Eurer Liebe etwas gelegen sein kann und dass ihr ganzes Liebe atmendes Betragen wohl als gleisnerischer Trug gelten dürfte, durch den die Verräterin sich den zauberischen Floh wiederverschaffen will.

PER Ach du lieber Himmel, ja! Sie sind doch die Tochter des mächtigen Königs Sekakis, die schöne, hohe, herrliche Prinzessin Gamaheh! – Verzeihung, Prinzessin, wenn mich ein Gefühl, dem ich nicht widerstehen konnte, hinriss zur Torheit, zum Wahnsinn. Aber Sie selbst, Durchlauchtige –

DÖRTJE Was sprichst du, mein holder Freund? Ich eines mächtigen Königs Tochter? ich eine Prinzessin? Ich bin ja deine Aline, die dich lieben wird bis zum Wahnsinn, wenn du – doch, wie ist mir denn? Aline, die Königin von Golkonda? die ist ja schon bei dir; ich habe mit ihr gesprochen. Weh mir! ich bin wohl nicht die rechte, ich habe wohl nie in Golkonda geherrscht? – Weh mir!

Dörtje springt auf und wankt, Per führt sie zum Bett zurück, wo sie sich setzt.

DÖRTJE Gamaheh, Gamaheh sagst du? – Gamaheh, die Tochter des Königs Sekakis? Ja, ich erinnere mich, in Famagusta! – ich war eigentlich eine schöne Tulpe – doch nein, schon damals fühlte ich Sehnsucht und Liebe in der Brust – Still, still davon!

Dörtje sinkt auf das Bett. Per umarmt sie sanft, um sie bequemer zu betten.

PER Dörtje Elverdink! Holdes, liebes Mädchen, wäre es kein Trug? Wäre es möglich, dass du mich wirklich lieben könntest?

DÖRTJE Welche Zweifel, mein Peregrinus? Kann ein Mädchen wohl das beginnen, was ich begann, wenn nicht die glühendste Liebe ihre Brust erfüllt? Peregrinus, ich liebe dich wie keinen andern, und willst du mein sein, so bin ich dein mit ganzer Seele und bleibe bei dir, weil ich nicht von dir lassen kann und nicht etwa bloß, um der Tyrannei des Onkels zu entfliehen.

Per reibt sich die Nase und hört daraufhin Dörtjes Gedanken:

DÖRTJE (Aufnahme 8) Wie ist das zugegangen? Erst heuchelte ich ihm Liebe, bloß um den Meister Floh mir und dem Leuwenhoek wiederzugewinnen, und jetzt bin ich ihm in der Tat gut geworden. Ich habe mich in meinen eignen Fallstricken gefangen. Ich denke kaum mehr an den Meister Floh; ich möchte ewig dem Mann angehören, der mir liebenswürdiger vorkommt als alle, die ich bis jetzt gesehen.

Per umarmt Dörtje und bedeckt sie mit Küssen.

PER Meine Wonne, mein Himmel, mein ganzes Glück –

DÖRTJE Nun, mein Teurer, wirst du gewiss einen Wunsch nicht zurückweisen, von dessen Erfüllung die Ruhe, ja das ganze Dasein deiner Geliebten abhängt.

PER Verlange alles, mein süßes Leben, alles was du willst, dein leisester Wunsch ist mir Gebot. Nichts in der Welt ist mir so teuer, dass ich es nicht dir, nicht deiner Liebe mit Freuden opfern sollte.

MEISTER FLOH Weh mir! Wer hätte das gedacht, dass die Treulose siegen sollte. – Ich bin verloren!

DÖRTJE So höre denn, ich weiß, auf welche Art der –

In dem Moment tritt Georg von Zimmer C ins Zimmer A. Dörtje richtet sich erschrocken auf.

DÖRTJE Zeherit!

Dörtje steht auf und geht wie schlafwandelnd langsam auf Georg zu, fasst ihn bei der Hand und lässt sich von Georg ins Zimmer C führen. Per will etwas unternehmen, ist aber wie gelähmt.

MEISTER FLOH Gerettet! – Für diesmal gerettet!

Georg führt Dörtje zum Bett, küsst sie, was sie in schlafwandlerischer Weise über sich ergehen lässt. Aline tritt aus Zimmer B ins Zimmer C. Dörtje bewegt sich auf Aline zu, umarmt sie und lässt sich von Aline ins Zimmer B führen, wo sie auf dem Sofa Platz nimmt und Aline ihr verschiedene Perücken präsentiert. Währenddessen küsst Georg weiter eine imaginäre Dörtje, bis sie plötzlich ihr Fehlen bemerkt und verzweifelt auf dem Bett liegenbleibt. In Zimmer A sitzt Per auf seinem Bett und wiederholt immer wieder: „Dörtje! O meine Dörtje!“

MEISTER FLOH Ihr wisst ja noch gar nicht, teurer Herr Peregrinus Tyß, ob die schöne Dörtje Elverdink Euer Haus wirklich verlassen hat. Soviel ich mich auf solche Dinge verstehe, ist sie gar nicht weit; mir ist’s, als wittere ich ihre Nähe. Doch wollt Ihr meinem freundschaftlichen Rat vertrauen und ihn befolgen, so überlasst die schöne Dörtje ihrem Schicksal. Glaubt mir, die Kleine ist ein wetterwendisches Ding; mag es sein, dass es Euch jetzt wirklich gut geworden ist, wie lange wird es dauern, und sie versetzt Euch in solch Trübsal und Leid, dass Ihr Gefahr lauft, darüber den Verstand zu verlieren wie die Distel Zeherit. Noch einmal sage ich es Euch, gebt Euer einsames Leben auf. Ihr werdet Euch besser dabei befinden. Was für Mädchen habt Ihr denn schon kennen gelernt, dass Ihr die Dörtje für die schönste achtet; welchem Weibe habt Ihr Euch denn schon genähert mit freundlichen Liebesworten, dass Ihr glaubt, nur Dörtje könne Euch lieben. Geht, geht, Peregrinus, die Erfahrung wird Euch eines Bessern überzeugen. Ihr seid ein ganz hübscher stattlicher Mann, und ich müsste nicht so verständig und scharfsinnig sein, als es der Meister Floh wirklich ist, wenn ich nicht voraussehen sollte, dass Euch das Glück der Liebe noch lachen wird auf eine ganz andere Weise, als Ihr es wohl jetzt vermutet.

Per beginnt die Zuschauerinnen zu betrachten, aber keine gefällt ihm. Schließlich ist er im Zimmer B und nimmt Aline wahr, die gerade die Dörtje-Perücke präsentiert.

PER Meine Prinzessin, ich kann sie nimmermehr lassen!

Meister Floh stöhnt auf. Per geht zu Aline, nimmt ihren Kopf in die Hände und küsst ihn. Da hält er die Perücke in der Hand und wundert sich. Aline steht auf und dreht sich um, Per geht einen Schritt zurück. Aline nimmt ihm die Perücke aus der Hand und streichelt diese.

ALINE Ach, das herzige allerliebste Zuckerpüppchen, das zarte liebe Ding!

PER Wen meinst du denn?

ALINE Ei, wen sollt ich denn anders meinen als unsere liebe Prinzess, Ihre liebe Braut, Herr Tyß.

PER Sie ist hier, hier im Hause, und das sagst du mir erst jetzt?

ALINE Wo sollte die Prinzess auch wohl anders sein als hier, wo sie ihre Mutter gefunden hat.

PER Wie, was sagst du, Aline?

ALINE Ja, Aline, das ist mein rechter Name, und wer weiß, was in kurzer Zeit, vor Ihrer Hochzeit, noch alles an das Tageslicht kommen wird.

Per will was sagen, Aline legt ihm einen Finger an den Mund.

ALINE Ruhe, mein Söhnchen. ist dir vor allen Dingen nötig, denn sonst läufst du Gefahr, alles zu verlieren in dem Augenblick, als du es gewonnen zu haben glaubst. Ehe du ein Wörtchen von mir hörst, musst du dich dort still hinsetzen wie ein artiges Kind und mich beileibe nicht in meiner Erzählung unterbrechen.

Per setzt sich auf das Sofa und starrt Aline an. Dörtje nimmt er nicht wahr. Aline schweigt und lässt Per vor Ungeduld beinahe platzen. Schließlich zaubert Aline eine Alte-Dame-Perücke hervor und setzt sie auf. Per sieht Aline verständnislos an, während sich in Dörtjes Gesicht Erkennen spiegelt.

DÖRTJE Ja, du bist es, nun erst erkenne ich dich, ja du bist es selbst!

PER Und?

ALINE Wirst es zeitig genug erfahren, mein Söhnchen. Jedes Ding hat seine Zeit und seine Stunde!

Aline beginnt zu lachen, zunehmend extremer, bis Per aufsteht und in sein Zimmer gehen will. Plötzlich hört Aline auf zu lachen und packt Per beim Handgelenk.

ALINE Denken Sie sich, Herr Tyß – die kleine Prinzess steht in dem Wahn, dass Sie, Herr Peregrinus Tyß, durchaus mich Alte heiraten wollen, und dass ich, die Alte, ihr aufs feierlichste versprechen musste, Ihre Hand auszuschlagen.

Aline lacht wieder. Per lacht peinlich berührt mit, schließlich lacht auch Dörtje mit. Plötzlich packt Aline aber Per und küsst ihn auf den Mund. Per versucht sich zu wehren, kommt aber nicht los. Dörtje bleibt sitzen und fleht leise: “ Mama! – Mama, bitte!“ usw. Schließlich lässt Aline ab und tätschelt Pers Wange. Per will abgehen, aber Aline packt ihn erneut.

ALINE Ich kann Sie noch nicht fortlassen, weil sie Ihnen noch ganz geschwind etwas vertrauen muss, was die kleine Prinzess angeht-

Aline drückt Per zurück auf das Sofa und setzt sich auf seinen Schoß.

ALINE Es ist nun gewiss, dass Ihnen, lieber Herr Peregrinus, der schöne leuchtende Glücksstern aufgegangen, aber es bleibt nun Ihre Sache, sich den Stern günstig zu erhalten. Als ich der Kleinen beteuerte, dass Sie ganz erstaunlich in sie verliebt und weit entfernt wären, mich heiraten zu wollen, meinte sie:

DÖRTJE Ich kann mich nicht eher davon überzeugen und Ihnen meine schöne Hand reichen, bis Sie mir einen Wunsch gewährt, den ich schon lange im tiefsten Herzen trage.

ALINE Die Kleine behauptet, Sie hätten einen kleinen allerliebsten „Negerknaben“ bei sich aufgenommen, der aus ihrem Dienst entlaufen; ich habe dem zwar widersprochen, sie behauptet aber, der Bube sei so winzig klein, dass er in einer Nußschale wohnen könne. Diesen Knaben nun –

PER Ich weiß, worauf ihr hinaus wollt. Daraus wird aber nichts!

Per stößt Aline von sich, springt auf und flüchtet ins Zimmer A. Während Aline sich aufrappelt, springt Dörtje auf, streckt pathetisch die Hände nach Per aus und sinkt dann leblos auf das Sofa. Aline bettet Dörtjes Kopf auf seinen Schoß. Per setzt sich auf sein Bett. Er findet das Buch, schlägt es auf und liest wie zufällig TEXT 3 vor. Per schlägt das Buch zu und redet weiter.

PER Bin ich dem Schwungrad zu nahe gekommen, das finstre unbekannte Mächte treiben, und hat es mich erfasst in seinen Schwingungen? Sollte man nicht glauben, man müsse über derlei Dinge, wenn sie das Leben durchschneiden, den Verstand verlieren? – Und doch befinde ich mich ganz wohl dabei; ja, es fällt mir gar nicht sonderlich mehr auf, dass ein Flohkönig sich in meinen Schutz begeben und dafür ein Geheimnis anvertraut hat, das mir das Geheimnis der innern Gedanken erschließt und so mich über allen Trug des Lebens erhebt. – Wohin wird, kann aber das alles führen? Wie, wenn hinter dieser wunderlichen Maske eines Flohs ein böser Dämon stäke, der mich verlocken wollte ins Verderben, der darauf ausginge, mir alles Liebesglück, das in Dörtjes Besitz mir erblühen könnte, zu rauben auf schnöde Weise? – Wär‘ es nicht besser, sich des kleinen Ungetüms gleich zu entledigen?

Auf der Schattenwand erscheint Meister Floh. Die weiteren Floh-Vorgänge könnten auf der Schattenwand wiedergegeben werden. Das Schattenlicht geht gegen Ende der Szene aus.

MEISTER FLOH Das war ein sehr unfeiner Gedanke, Herr Peregrinus Tyß! Glaubt Ihr, dass das Geheimnis, welches ich Euch anvertraute, ein geringes ist? Kann Euch dies Geschenk nicht als das entscheidendste Kennzeichen meiner aufrichtigen Freundschaft gelten? Schämt Euch, dass Ihr so misstrauisch seid! Ihr verwundert Euch über den Verstand, über die Geisteskraft eines winzigen, sonst verachteten Tierchens, und das zeugt, nehmt es mir nicht übel, wenigstens von der Beschränktheit Eurer wissenschaftlichen Bildung. Schwerlich würdet Ihr sonst mich meines Verstandes halber für einen bösen Dämon halten oder gar die geistige Vernunftmasse nach der körperlichen Extension abmessen wollen. Ich glaube, am Ende findet Ihr in den Tieren nichts weiter als künstliche Maschinen ohne Denkkraft, ohne Willensfreiheit, die sich willkürlos, automatisch bewegen. Doch nein, für so abgeschmackt will ich Euch nicht halten, guter Herr Peregrinus Tyß, und fest daran glauben, dass Ihr längst durch meine geringe Person eines Bessern belehrt seid. – Ich weiß ferner nicht recht, was Ihr Wunder nennt, schätzbarster Herr Peregrinus, oder auf welche Weise Ihr es vermöget, die Erscheinungen unseres Seins, die wir eigentlich wieder nur selbst sind, da sie uns und wir sie wechselseitig bedingen, in wunderbare und nicht wunderbare zu teilen. Verwundert Ihr Euch über etwas deshalb, weil es Euch noch nicht geschehen ist, oder weil Ihr den Zusammenhang von Ursache und Wirkung nicht einzusehen wähnt, so zeugt das nur von der natürlichen oder angekränkelten Stumpfheit Eures Blicks, der Eurem Erkenntnisvermögen schadet. Doch – nehmt es nicht übel, Herr Tyß – das Drolligste bei der Sache ist, dass Ihr Euch selbst spalten wollt in zwei Teile, von denen einer die sogenannten Wunder erkennt und willig glaubt, der andere dagegen sich über diese Erkenntnis, über diesen Glauben gar höchlich verwundert. Ist es Euch wohl jemals aufgefallen, dass Ihr an die Bilder des Traums glaubt?

PER Ich bitt‘ Euch, bester Mann! wie möget Ihr doch vom Traume reden, der nur von irgendeiner Unordnung in unserm körperlichen oder geistigen Organismus herrührt.

MEISTER FLOH Armer Herr Tyß, so wenig erleuchtet ist Euer Verstand, dass Ihr nicht das Alberne solcher Meinungen einsehet? Doch es ist hier weder Ort noch Zeit, Euch zu widerlegen und eines Bessern überzeugen zu wollen; es würde vielleicht auch von gar keinem Nutzen sein. Nur eine einzige Sache möcht‘ ich Euch noch entdecken.

PER Sprecht, sprecht oder schweigt, lieber Meister, tut das, was Euch am geratensten dünkt; denn ich sehe genugsam ein, dass Ihr, seid Ihr auch noch so klein, doch unendlich mehr Verstand und tiefe Kenntnis habt. Ihr zwingt mich zum unbedingten Vertrauen, unerachtet ich Eure verblümten Redensarten nicht ganz verstehe.

MEISTER FLOH So vernehmt denn, dass Ihr in die Geschichte der Prinzessin Gamaheh verflochten seid, auf ganz besondere Weise. Swammerdamm und Leuwenhoek, die Distel Zeherit und der Egelprinz, überdem aber noch der Genius Thetel, alle streben nach dem Besitz der schönen Prinzessin, und ich selbst muss gestehen, dass leider meine alte Liebe erwacht und ich Tor genug sein konnte, meine Herrschaft mit der holden Treulosen zu teilen. Doch Ihr, Ihr, Herr Peregrinus, seid die Hauptperson, ohne Eure Einwilligung kann die schöne Gamaheh niemanden angehören. Wollt Ihr den eigentlichen tiefem Zusammenhang der Sache, den ich selbst nicht weiß, erfahren, so müsst Ihr mit Leuwenhoek darüber sprechen, der alles herausgebracht hat und gewiss manches Wort fallen lassen wird, wenn Ihr Euch die Mühe nehmen wollt und es versteht, ihn gehörig auszuforschen.

Georg ist aufgestanden und geht ins Zimmer B. Er sieht die leblose Dörtje, rennt zurück ins Zimmer C, packt die Schraubenzieher und stürzt damit ins Zimmer A.

GEORG Ha, treuloser verräterischer Freund! – Treffe ich dich? – treffe ich dich in der verhängnisvollen Stunde? – Auf denn, durchbohre diese Brust, oder falle von meiner Hand!

Georg wirft Per einen Schraubenzieher zu und stellt sich vor ihn in Fechtposition auf.

GEORG Auf, stich zu, feige Memme!

PER Nichts wird mich zu dem heillosen Wahnsinn bringen, mich mit meinem einzigen Freunde in einen Zweikampf einzulassen, ohne die Ursache auch nur zu ahnen. Wenigstens werde ich in keinem Fall den Freund zuerst mörderisch angreifen.

Georg fuchtelt mit dem Schraubenzieher herum und ruft immer wieder „Stich zu!“. Georg kommt immer näher, dann geht sie weinend in die Knie und lässt den Schraubenzieher fallen. Per hilft Georg auf und drückt sie an seine Brust.

GEORG Sie stirbt – sie stirbt aus Liebe zu dir, Unglücklicher! – Eile – rette sie – du kannst es! rette sie für dich, und mich lass untergehen in wilder Verzweiflung!

Per führt Georg zu seinem Bett und veranlasst sie, sich hinzulegen. Dann geht Per ins Zimmer B.

ALINE Die arme schöne Prinzess ist plötzlich auf das heftigste erkrankt und wird wohl sterben.

Per kniet vor Dörtje hin und hält ihre Hand.

DÖRTJE Bist du es, mein süßer Freund? – Kommst du her, noch einmal die zu sehen, die dich so unaussprechlich liebt? – Ach! die eben deshalb stirbt, weil sie ohne dich nicht zu atmen vermag!

Per küsst Dörtje erst die Hand, dann den Arm, dann die Stirn. Als er den Mund küssen will, schiebt sie ihn mit seltsam energischer Kraft zurück.

DÖRTJE : Du weißt, mein Peregrinus, wie sehr ich dich liebe. Ich kann dein sein, du mein, ich kann gesunden auf der Stelle, erblüht wirst du mich sehen in frischem jugendlichem Glanz wie eine Blume, die der Morgentau erquickt und die nun freudig das gesenkte Haupt emporhebt – aber – gib mir den Gefangenen heraus, mein teurer, geliebter Peregrinus, sonst siehst du mich vor deinen Augen vergehen in namenloser Todesqual! – Peregrinus – ich kann nicht mehr – es ist aus –

Per zögert, dann greift er sich mit einem Finger an den Kragen, als hätte er einen Floh entfernt.

MEISTER FLOH Ich bin verloren!

Per bewegt den Finger zu Dörtje, aber plötzlich hält er in der Bewegung inne.

PER Wie, weil du ein schwacher Mensch bist, der sich hingibt in toller Leidenschaft, der im Wahnsinn aufgeregter Begier das für Wahrheit nimmt, was doch nur lügnerischer Trug sein kann, darum willst du den treulos verraten, dem du deinen Schutz zugesagt? Darum willst du ein freies harmloses Völklein in Fesseln ewiger Sklaverei schmieden, darum den Freund, den du als den einzigen befunden, dessen Worte mit den Gedanken stimmen, rettungslos verderben? – Nein – nein, ermanne dich, Peregrinus! – lieber den Tod leiden als treulos sein!

DÖRTJE Gib – den – Gefangenen – ich sterbe!

Per zögert, dann pustet er auf den Finger und zieht Dörtje an sich.

PER Nein, nein – nimmermehr, aber lass mich mit dir sterben!

Dörtje stößt plötzlich Per von sich, springt lachend auf und geht zur Loop Station.

SZENE 9 Per. Dörtje. Antonia. Swammer. George. (Schatten).

Dörtje lacht weiter verzerrt über die Loop Station. Dazu Schattenlicht und zwei Schemen auf der Schattenwand. Einer, der Anton ähnelt, wechselt von lang und dünn zu kurz und dick, und ringelt sich dabei wie ein glatter Wurm. Der andere, der Swammer gleicht, fliegt hoch hinauf und lässt sich sanft wieder herab. Per ist inzwischen im Zimmer A gelandet und beobachtet das ganze. Schließlich wacht Georg auf, sieht die Schemen, nimmt den Schraubenzieher und bedroht die Schemen damit.

GEORG Ha, satanische Brut, du sollst mir nicht in den Weg treten, du sollst mir meine Gamaheh nicht rauben!

ANTON + SWAMMER durcheinander: Ein wahnsinniger Mensch – rettet rettet uns! – Er will uns ermorden – er mißkennt uns!

DÖRTJE mit Delay Ei,ei, lieber Herr Pepusch, was fangen Sie denn an? Sind Sie von diesen wunderlichen Leuten beleidigt worden? Irren Sie sich vielleicht in den Personen?

GEORG Ihr wisst nicht, was für bedrohliche Geschöpfe sich hinter diesen wunderlichen Masken versteckt hatten. Seht, der, den ihr Swammer nennt, ist kein anderer als der böse, ungeschickte Genius Thetel, der, den ihr für Leuwenhoek haltet, ist aber der abscheuliche Blutsauger, der hässliche Egelprinz. Beide sind in die Prinzessin Gamaheh, die, wie es euch bekannt sein wird, die schöne herrliche Tochter des mächtigen Königs Sekakis ist, verliebt und sind hier, um sie der Distel Zeherit abspenstig zu machen. Das ist nun die albernste Torheit, die nur in einem dummen Gehirn hausen kann, denn außer der Distel Zeherit gibt es in der ganzen Welt nur noch ein einziges Wesen, dem die schöne Gamaheh angehören darf, und dieses Wesen wird vielleicht auch ganz vergeblich in den Kampf treten mit der Distel Zeherit. Denn bald blühet die Distel um Mitternacht auf in voller Pracht und Kraft, und in dem Liebestod dämmert die Morgenröte des höhern Lebens. Ich selbst bin aber die Distel Zeherit, und eben daher könnet ihr mir’s nicht verdenken, ihr guten Leute, wenn ich ergrimmt bin auf jene Verräter und mir überhaupt die ganze Geschichte gar sehr zu Herzen nehme. Ja ja, bald werdet Ihr’s erleben, bald blühe ich als Cactus grandiflorus, und in der ganzen Gegend wird es unmenschlich nach der schönsten Vanille riechen; Ihr könnet mir das glauben.

Sobald die Namen gefallen sind, verwandeln sich Anton und Swammer in ihre eigenen Schatten und gehen nach links und rechts in ihre Zimmer. Dann geht das Schattenlicht aus.

DÖRTJE ab jetzt ohne DelaySie scheinen etwas in Unruhe geraten zu sein, lieber Herr Pepusch, wie wär‘ es, wenn Sie ein Gläschen Wasser –

GEORG Keinen Tropfen, keinen Tropfen; hat man jemals Wasser in siedendes Öl gegossen, ohne die Wut der Flammen zu reizen? In Unruhe sei ich, meint Ihr, geraten? In der Tat, das mag der Fall sein und der Teufel mag ruhig bleiben, wenn er sich, so wie ich es eben getan, mit dem Herzensfreunde herumgeschlagen! Hier! in Eure Hände liefere ich die Mordwaffen, da nun alles vorbei ist.

Georg reicht Per den Schraubenzieher. Per steht mit dem Schraubenzieher exakt so da wie am Ende des Stückes. Georg betrachtet Per nachdenklich, dann geht er sinnend umher.

GEORG Wenn ich ihn nur finden könnte, wenn ich ihn nur finden könnte!

DÖRTJE Wen meinen Sie eigentlich, bester Herr Pepusch, wen können Sie nicht finden?

GEORG zum Publikum Kennt ihr einen, der dem König Sekakis zu vergleichen an Macht und wunderbarer Kraft, so nennt seinen Namen, und ich küsse Euch die Füße! Doch wollt‘ ich übrigens euch fragen, ob ihr jemanden wisst, der den Herrn Peregrinus Tyß kennt und mir sagen kann, wo ich ihn in diesem Augenblick treffen werde?

DÖRTJE Da kann ich dienen, verehrtester Herr Pepusch, und Ihnen berichten, dass der gute Herr Tyß sich hier befindet. Er ist sehr in Gedanken und wird gleich plötzlich rufen:

PER Ja, süße Gamaheh! Ich habe dir entsagt! Sei glücklich in meines Georgs Armen!

Georg packt Per.

GEORG Halunkische Egelsbote, was sprichst du? Entsagt? ihr entsagt -Gamaheh – Peregrinus – Sekakis?

Georg stößt Per zu Boden, geht ins Zimmer C und legt sich auf das Bett. Dörtje geht vom Techniktresen ins Zimmer D. Anton kommt aus Zimmer E ins Zimmer A, geht mit übertrieben freundschaftlicher Geste auf Per zu und hilft ihm hoch. Verlegen reibt sich Per die Nase.

ANTON (Aufnahme 9) Ich wollte, dass dich der schwarzgefiederte Satan zehntausend Klafter tief in den Abgrund schleudere, aber ich muss freundlich und unterwürfig gegen dich tun, da die verfluchte Konstellation mich unter deine Herrschaft gestellt hat und mein ganzes Sein in gewisser Art von dir abhängig ist. Doch werde ich dich vielleicht überlisten können, denn trotz deiner vornehmen Abkunft bist du doch ein einfältiger Tropf. Du glaubst, dass dich die schöne Dörtje Elverdink liebt, und willst sie vielleicht gar heiraten? Wende dich nur deshalb an mich, dann fällst du doch trotz der Macht, die dir inwohnt, ohne dass du es weißt, in meine Hand, und ich werde alles anwenden, dich zu verderben und der Dörtje sowie des Meisters Floh habhaft zu werden.

ANTON Ihr seid im Besitz eines Talismans, ohne es zu wissen. Dieser Talisman ist ein roter Karfunkel; es kann sein, dass der König Sekakis ihn als Edelstein in der Krone trug oder dass er gewissermaßen selbst der Karfunkel war; genug Ihr besitzt ihn jetzt, aber ein gewisses Ereignis muss hinzutreten, wenn seine schlummernde Kraft erweckt werden soll, und mit diesem Erwachen der Kraft Eures Talismans entscheidet sich das Schicksal einer Unglücklichen, die bis jetzt zwischen Furcht und schwankender Hoffnung ein mühseliges Scheinleben geführt hat. Ach! nur ein Scheinleben konnte die süße Gamaheh durch die tiefste magische Kunst gewinnen, da der wirkende Talisman uns geraubt war! Ihr allein habt sie getötet, Ihr allein könnet ihr Leben einhauchen, wenn der Karfunkel aufgeglüht ist in Eurer Brust!

Per reibt sich die Nase.

PER : Und jenes Ereignis, wodurch die Kraft des Talismans geweckt werden soll, wisst Ihr mir das zu deuten, Herr Leuwenhoek?

ANTON (Aufnahme 10) Wetter, wie ist es gekommen, dass ich viel mehr gesagt habe, als ich eigentlich sagen wollte? Hätte ich wenigstens nicht von dem Talisman das Maul halten sollen, den der unglückselige Schlingel im Leibe trägt, und der ihm so viel Macht geben kann über uns, dass wir alle nach seiner Pfeife tanzen müssen? Und nun soll ich ihm das Ereignis sagen, von dem das Erwachen der Kraft seines Talismans abhängt! Darf ich ihm denn gestehen, dass ich es selbst nicht weiß, dass alle meine Kunst daran scheitert, den Knoten zu lösen, in den sich alle meine Linien verschlingen? Fern sei von mir solch ein Geständnis, das mich ja herabwürdigen und ihm Waffen gegen mich in die Hände geben würde. Ich will dem Pinsel, der sich so klug dünkt, etwas aufheften, das ihm durch alle Glieder fahren und ihm alle Lust benehmen soll, weiter in mich zu dringen.

ANTON Allerliebster Herr Tyß, verlangt nicht, dass ich von diesem Ereignis sprechen soll. Viel zu lieb hab‘ ich Euch als einen guten vortrefflichen Herzensmann, bester Herr Tyß, um Euch vor der Zeit in Unruhe und Angst zu setzen; sonst würde ich Euch wenigstens so viel sagen, dass das Ereignis, welches Euch das Bewusstsein Eurer Macht geben dürfte, auch in demselben Augenblick die jetzige Gestaltung Eures Seins unter den entsetzlichsten Qualen der Hölle zerstören könnte. Doch nein! Auch das will ich Euch verschweigen, und nun kein Wort weiter. Ängstigt Euch nur ja nicht, bester Herr Tyß, unerachtet die Sache sehr schlimm steht und ich, nach aller meiner Wissenschaft, kaum einen guten Ausgang des Abenteuers herausdeuten kann.

Per bricht in schallendes Gelächter aus.

ANTON Worüber lacht Ihr so sehr, mein wertester Herr Tyß?

PER Ihr tut sehr klug, Herr Leuwenhoek, dass Ihr mir das bedrohliche Ereignis aus purer Schonung verschweigt. Denn außerdem, dass Ihr viel zu sehr mein Freund seid, um mich in Angst und Schrecken zu setzen, so habt Ihr noch einen andern triftigen Grund dazu, der in nichts anderem besteht, als dass Ihr selbst nicht das mindeste von jenem Ereignisse wisst. Vergebens blieb ja all Euer Mühen, jenen verschlungenen Knoten zu lösen; mit Eurer ganzen Wissenschaft ist es ja nicht weit her; und wäre Euch Meister Floh nicht ohnmächtig auf die Nase gefallen, so stünde es mit all Euren Künsten herzlich schlecht.

Anton will sich wütend auf Per stürzen, da treten Swammer mit Taschenlampe und Dörtje von Zimmer D ins Zimmer A.

ANTON Ha! kommst du mich zu verhöhnen, betrügerischer Unhold? Aber es soll dir nicht gelingen. Verteidige dich, deine letzte Stunde hat geschlagen.

Erneuter Taschenlampenzweikampf. Georg tritt von Zimmer C ins Zimmer A.

GEORG Haltet ein! Ich werde irgendeinen Streit, irgendeinen gefährlichen Kampf zwischen Euch nicht eher zulassen, bis ich die Ursache Eures Zwists von Grund aus erfahren.

SWAMMER Ich bin durchaus nicht in feindlicher Absicht hier sondern nur deshalb, um rücksichts der Dörtje Elverdink mit Ihnen, Leuwenhoek, in gütlichen Vergleich zu treten und so eine Fehde zu enden, die nur zu lange gedauert hat.

ANTON Dörtjes Besitz freilich ist der Zankapfel. Indessen habe ich soeben eine neue Tücke meines unwürdigen Kollegen entdeckt. Nicht allein, dass er den Besitz eines gewissen Mikroskops leugnet, das er bei einer gewissen Gelegenheit als Abfindung erhalten, um seine unrechtmäßigen Ansprüche auf Dörtjes Besitz zu erneuern, nein, er hat noch überdem jenes Mikroskop einem andern überlassen, um mich, Anton Leuwenhoek, noch mehr zu quälen und zu ängstigen.

SWAMMER Ich schwöre hoch und teuer, ich habe das Mikroskop niemals empfangen und große Ursache zu glauben, dass es von Leuwenhoek boshafterweise unterschlagen worden.

MEISTER FLOH Die Narren, sie sprechen von dem Mikroskop, das Euch im Auge sitzt. Ihr wisst, dass ich bei dem Friedenstrakt, den Swammerdamm und Leuwenhoek über den Besitz der Prinzessin Gamaheh abgeschlossen, zugegen war. Als nun Swammerdamm das mikroskopische Glas, das er in der Tat von Leuwenhoek erhalten, in die Pupille des linken Auges werfen wollte, schnappte ich es weg, weil es nicht Leuwenhoeks, sondern mein rechtmäßiges Eigentum war. Sagt nur gerade heraus, Herr Peregrinus, dass Ihr das Kleinod habt.

PER Ich besitze das mikroskopische Glas.

Irritation bei Anton und Swammer.

GEORG Herr Peregrinus Tyß, den die Dörtje Elverdink auf das zärtlichste liebt, soll sie zu seiner Frau Gemahlin erkiesen.

PER Nein, Georg, ich verzichte auf Dörtjes Hand. Ich erkläre Georg Pepusch für denjenigen, der die mehrsten und gerechtesten Ansprüche auf Dörtjes Hand hat.

DÖRTJE Undankbarer, du brichst mir das Herz, indem du mich von dir stößest! Doch du willst es! nimm noch diesen Abschiedskuss und lass mich sterben.

Dörtje nimmt Pers Kopf zwischen ihre Hände und setzt zu einem Kuss an. Aber stattdessen tritt sie ihm ins Gemächt.

DÖRTJE Unart, so muss man dich züchtigen!

Dörtje packt Per und wirft ihn auf das Bett. Dann setzt sie sich auf sein Gesicht.

DÖRTJE Komm zu Verstande, sei artig und nimm mich, mag auch der andere schreien wie er will.

Swammer und Anton schleichen hilflos verstört um das Bett herum. Georg fällt vor Dörtje zu Füßen.

GEORG Gamaheh! so ist denn die Flamme in deinem Innern ganz erloschen, so gedenkst du nicht mehr der herrlichen Vorzeit in Famagusta, nicht mehr der schönen Tage in –

DÖRTJE Du bist ein Hasenfuß, Georg, mit deiner Gamaheh, mit deiner Distel Zeherit und all dem andern tollen Zeuge, das dir einmal geträumt hat. Ich war dir gut, mein Freund, und bin es noch und nehme dich, unerachtet mir der dort unter mir besser gefällt, wenn du mir heilig versprichst, ja feierlich schwörst, dass du alle deine Kräfte anwenden willst –

Georg ist während Dörtjes Replik aufgestanden und zu ihr getreten. Den Rest der Replik flüstert Dörtje Georg leise ins Ohr. Musik. Plötzlich packen Anton und Swammer Dörtje und tragen sie ins Zimmer E. Schattenlicht. Die zwei Schemen auf der Schattenwand. Einer, der Anton ähnelt, wechselt von lang und dünn zu kurz und dick, und ringelt sich dabei wie ein glatter Wurm. Der andere, der Swammer gleicht, fliegt hoch hinauf und lässt sich sanft wieder herab. Zwischen ihnen der Schatten Dörtjes, der von den Schemen hin und her gezogen wird. Georg und Per nehmen die Schraubenzieher und stechen auf die Schemen ein. Musik und Schattenlicht aus. Georg und Per schauen sich an. Sie schleichen immer mal Richtung Zimmer D, dann Richtung Zimmer E, können sich nicht entscheiden. Schließlich geht Georg ins Zimmer E, während Per immer noch unschlüssig ist. Swammer taucht von Zimmer D auf, macht verschwörerische Gesten, winkt Per einzutreten und verschwindet wieder.

SZENE 10 Per. Dörtje. George.

MEISTER FLOH Weh mir Ärmsten! Schon glaubte ich geborgen zu sein, und erst jetzt kommt die gefährlichste Prüfung! Was hilft aller Mut, alle Standhaftigkeit meines edlen Beschützers, wenn sich alles, alles gegen mich auflehnt! Ich gebe mich! es ist alles aus.

PER Was lamentiert Ihr so, lieber Meister? Glaubt Ihr denn, dass Ihr allein zu klagen habt, dass ich mich selbst nicht auch in dem miserabelsten Zustande von der Welt befinde, da ich in meinem ganzen Wesen ganz zerrüttet und verstört bin und nicht weiß, was ich anfangen, ja, wohin ich meine Gedanken wenden soll. Glaubt aber nicht, lieber Meister Floh, dass ich töricht genug sein werde, mich in die Nähe der Klippe zu wagen, an der ich mit all meinen schönen Vorsätzen und Entschlüssen scheitern kann. Ich werde mich hüten, Swammerdamms Einladung zu folgen und die verführerische Dörtje Elverdink wiederzusehen.

MEISTER FLOH Mag nun das dunkle Verhängnis beschlossen haben, was es will, ich sehe ein, dass selbst ein Meister Floh solchem Beschluss nicht zu entgehen vermag und dass es ebenso albern als unnütz sein würde, von Euch meine Rettung zu verlangen. Geht hin, seht sie, nehmt ihre Hand, überliefert mich der Sklaverei.

PER Scheint doch sonst, Meister Floh, Euer Herz stark, Euer Geist fest, und doch seid Ihr jetzt so kleinmütig, so verzagt! Aber möget Ihr sonst auch so weise sein wie Ihr wollt, so habt Ihr doch keinen sonderlichen Begriff von dem festen Willen des Menschen und schlagt ihn wenigstens viel zu geringe an. Noch einmal! ich breche nicht mein Euch gegebenes Wort, und damit Ihr sehet, wie fest mein Entschluss ist, die Kleine nicht wiederzusehen, werde ich jetzt –

MEISTER FLOH O Peregrinus, des Menschen Wille ist ein gebrechliches Ding, oft knickt ihn ein daherziehendes Lüftchen. Welch eine Kluft liegt zwischen dem, was man will, und dem, das geschieht! Manches Leben ist nur ein stetes Wollen, und mancher weiß vor lauter Wollen am Ende selbst nicht, was er will. Ihr wollt Dörtje EIverdink nicht wiedersehen, und wer steht Euch dafür, dass es geschieht, in dem nächsten Augenblick, da Ihr diesen Entschluss ausgesprochen?

Dörtje tritt aus Zimmer D und bleibt am Vorhang stehen. Sie trägt ein Negligee und einen Morgenrock und stellt sich in leicht lasziver Pose auf.

DÖRTJE Guten Morgen, mein herzlieber Peregrinus!

Dörtje wirft Per im Folgenden Kusshände zu. Per setzt sich erschöpft auf das Bett. Georg kommt aus Zimmer E ins Zimmer A.

GEORG Ach, sieh da! Du bestellst deine Braut zu dir, das ist in der Ordnung und jeder Dritte dabei nur lästig. Ich werde mich darum auch gleich fortpacken, doch zuvor lass es dir sagen, mein guter Freund Peregrinus, dass Georg Pepusch jede Gabe verschmäht, die der barmherzige Freund ihm gleich dem armen Sünder hinwirft, wie ein Almosen! Verwünscht sei deine Aufopferung, ich will dir nichts zu verdanken haben. Nimm sie hin, die schöne Gamaheh, die dich so innig liebt, aber hüte dich, dass die Distel Zeherit nicht Wurzeln fasst und die Mauern deines Hauses zersprengt.

PER Nie ist es mir in den Sinn gekommen, dir in den Weg zu treten; der Wahnsinn eifersüchtiger Verliebtheit spricht aus dir, sonst würdest du bedenken, wie schuldlos ich an allem bin, was du in deiner eignen Seele ausgebrütet. Verlange nicht, dass ich die Schlange töten soll, die du zu deiner Selbstqual nährst in deiner Brust! Und dass du es nur weißt, dir warf ich keine Gabe hin, dir brachte ich kein Opfer, als ich der Schönsten, vielleicht dem höchsten Glück meines Lebens entsagte. Andere höhere Pflichten, ein unwiderrufliches Wort zwangen mich dazu!

DÖRTJE Lass doch nur die geckische Distel laufen, sie hat nichts als wirres Zeug im Kopfe und ist, wie es Distelart ist, starr und störrisch, ohne zu wissen, was sie eigentlich will; du bist mein und bleibst es auch, mein süßer herzlieber Peregrinus!

Mit den Worten ist Dörtje ins Zimmer A getreten und setzt sich auf Pers Schoß. Sie beginnt Per zu liebkosen, aber mechanisch und lieblos, als wäre es eine Pflicht. Georg geht wütend ins Zimmer C. Während die Szene in Zimmer A weitergeht, tritt Swammer aus Zimmer D ins Zimmer C und reicht Georg die Hundeleine. Georg könnte erst darüber erschrecken.

DÖRTJE Aber wie kommst du mir heute vor, mein süßer Freund, so frostig, so unempfindlich! Was liegt dir im Sinn, mein Leben.

PER Kopfschmerz. Kopfschmerz, Grillen einfältige Gedanken nichts anders ist es, das mich etwas verstört, mein holdes Kind.

DÖRTJE Es ist alles gelogen, aber du bist ein böser Affe, der erst gezähmt werden muss!

Musik. Dörtje geht ins Zimmer E, während Georg mit der Hundeleine ins Zimmer A kommt. Per hält sich den Kopf und beugt sich nach unten. Als er wieder aufschaut, ist Dörtje mit einer Reitgerte zurückgekommen. Georg macht Per an die Hundeleine und hält das andere Ende, während Dörtje mit der Reitgerte nach Per schlägt, der, an der Leine, wie ein Affe herumspringt. Wenn er von der Gerte getroffen wird, macht er affenähnliche Laute. Schließlich versteckt sich Per hinter dem Bett. Während Georg die Leine einzieht, schlägt Dörtje Per immer wieder mit der Reitgerte. Per bleibt hinter dem Bett liegen. Georg geht auf Dörtje zu, diese aber dreht sich weg und geht ins Zimmer E. Georg geht enttäuscht ins Zimmer C, wirft die Leine Richtung Zimmer D, legt sich auf das Bett und zieht die Decke über sich. Musik aus.

SZENE 11 Per. Aline.

Meister Floh kichert und lacht.

PER Schnauze!

MEISTER FLOH O ich Tor, o ich blödsinniger Tor, dass ich da an dem Siege zweifeln konnte, wo gar kein Kampf mehr vonnöten. Ja, Peregrinus, es ist nicht anders, gesiegt hattet Ihr in dem Augenblick, als selbst der Tod der Geliebten Euern Entschluss nicht zu erschüttern vermochte. Lasst mich jauchzen, lasst mich jubeln, denn alles müsste mich trügen, wenn nicht bald das helle Sonnenlicht aufgehen sollte, das alle Geheimnisse aufklärt.

Aline, die sich inzwischen kleidungstechnisch in ein züchtiges junges Mädchen verwandelt hat, geht zur Schwelle von Zimmer B, zieht ihren Schlüpfer aus und wirft ihn ins Zimmer A. Dann setzt er sich vor den Spiegel und setzt eine passende Perücke auf. Per schaut hinter dem Bett hervor, entdeckt den Schlüpfer und hebt ihn auf. Dann macht Per einen Schritt Richtung Zimmer B, bleibt aber stehen.

ALINE Herein!

Per tritt ins Zimmer B. Aline dreht sich um.

ALINE Was steht Ihnen zu Diensten?

Per stammelt hilflos etwas vor sich hin und hält Aline den Schlüpfer hin. Aline geht schüchtern auf Per zu, bleibt vor ihm stehen und schlägt sittsam die Augen nieder.

ALINE Was steht Ihnen zu Diensten? Was beliebt dem Herrn?

Per bringt immer noch keinen ganzen Satz heraus. Aline schaut ihn an und schlägt freudig erregt die Hände zusammen. Vor Schreck steckt Per den Schlüpfer ein.

ALINE Ach Gott! Sie sind Herr Tyß!

Aline will Pers Hand ergreifen, tritt aber schnell zurück, und gibt einen tiefen Seufzer von sich. Dann lächelt er, setzt sich auf das Sofa und lädt Per ein, sich neben ihm niederzulassen. Per setzt sich möglich weit weg von Rose. Sie sitzen eine Weile schweigend nebeneinander, rücken unauffällig einander näher. Ihre Hände berühren sich aus Versehen. dann fassen sie sich bei den Händen und drücken sie immer mal. Schließlich rutscht Aline so nah an Per heran, dass Alines Rock Pers Schritt verdeckt. Aline steckt eine Hand dazwischen und bewegt sie.

PER Kätzchen, Kätzchen, was machst du!

Die Bewegung wird stärker.

PER O Prinzessin!

Die Bewegung hält inne. Per im Ton, als käme er gerade:

PER Meine liebste, teuerste Mademoiselle!

Aline holt die Hand wieder hervor. Per reicht ihm den Schlüpfer, an dem Aline sich die Hand säubert. Aline zieht den Schlüpfer wieder an. Eine Weile Schweigen.

ALINE Die Eltern nennen mich Röschen, nennen Sie mich auch so, lieber Herr Tyß.

PER : Röschen!

Per küsst und liebkost Aline. Aline kichert und giggelt dabei mit Kleinmädchenstimme. Plötzlich wird Aline ernst, nimmt Pers Hand und schiebt sie sich unter den Rock. Per, peinlich berührt, bewegt die Hand mechanisch und ohne Leidenschaft hin und zurück, als hole er Aline einen runter. Aline wird zunehmend ungeduldig, führt schließlich die eigene Hand unter den Rock und macht die Bewegungen mit. Da es immer noch nicht zum gewünschten Ergebnis kommt, steht Aline schließlich auf, stellt sich mit dem Rücken zum Publikum und versucht sich selber, einen runterzuholen. Per sitzt noch eine Weile auf dem Sofa und beobachtet es peinlich berührt, dann steht er auf und will zurück ins Zimmer A schleichen. Aline gibt schließlich auf, reißt sich wütend alles vom Leib, bis er nur noch den Schlüpfer anhat, setzt sich vor den Spiegel und verschmiert sein Makeup, so dass er „alt und runzlig“ erscheint.

SZENE 12 Alle.

Inzwischen sind Anton, Georg und Swammer aus ihren Zimmern ins Zimmer B getreten. Swammer hat Georg aufgedeckt und geht mit ihr über Zimmer C, Anton über Zimmer A, und zwar just in dem Moment, als Per Zimmer A betreten will. Georg und Swammer drehen den Stuhl, auf dem Aline sitzt. Aline atmet schwer, als wäre sie am Sterben. Besorgt stellen sich alle anderen um ihn herum. Anton hebt das rosa Kleid auf und bedeckt Aline damit.

Musik. Anton, Georg und Swammer schieben den Drehstuhl mit Aline feierlich über Zimmer A ins Zimmer E, während Per erst hinterhergeht, dann aber das Hoffmann-Buch nimmt und lesend zum Techniktresen geht. Er gibt das Buch dort ab und geht dann ins Zimmer D.

Musik leiser. Schattenlicht. Schattenspiel zu TEXT 4, der vom Techniktresen aus durch das Mikro zitiert wird. Schließlich Schattenlicht und Musik aus. Black und kurze Stille.

Die Musik vom Anfang läuft auf verzerrte Weise. Die gesamte Bühne wird in ein blutrotes Licht getaucht. Alle treten aus dem Off auf die Bühne und gehen wie Automaten von Zimmer zu Zimmer, bis alle an dem Punkt angekommen sind, wo sie am Ende liegen werden. Dort freezen sie. Nur Per bewegt sich weiter wie ein kaputter Automat, sich den Kopf haltend. Wieder in Zimmer A, freezt er auch und zwar in der Haltung aus Szene 9, wo er den Schraubenzieher in der Hand hielt. Black und Musik aus.

Das Licht vom Anfang und die Musik ohne Verfremdung. Per steht noch an derselben Stelle, hat aber nun einen blutverschmierten Schraubenzieher in der Hand. Die anderen liegen tot auf der Bühne verteilt. Das Bild steht eine Weile, dann bricht die Musik jäh ab und Black.

Ende.