DREI VAGABUNDEN (Musäus)


Personen:

Amarin

Andiol

Sarron

Die Hexe

Der Kater

Königin Urraca

Die Köchin

EINS

Von Durst und Sonnenbrand ermattet, lagern sich die drei Vagabunden unter einen schattigen Baum, um zu rasten. Dann beratschlagen sie, was sie nun beginnen wollen.

Andiol.

Welche Straße sollen wir ziehen? Lasst uns einen Versuch machen, durch diese wilden Gebirge zu dringen.

Amarin.

Dein Plan wäre gut, Kumpan, wenn du uns Adlerflügel gäbst, um uns damit über den Wall der schroffen Felsen zu schwingen; aber mit diesen gelähmten Knochen, aus welchen Mangel und Sonnenglut das Mark verzehrt hat, werden wir dieses Hindernis nicht erklimmen. Lasst uns vorerst eine Quelle aufsuchen, unsern Durst zu löschen und die Flaschen zu füllen, und dann ein Wild erlegen, dass wir was zu beißen haben: dann wollen wir wie leichtfüßige Gemsen über die Felsen hüpfen und bald einen Weg finden.

Sarron.

Für den Magen, Kamerad, ist dein Rat nicht übel; aber euer beider Vorschlag ist gefahrvoll für den Hals.

ZWEI

Sie legen eine Decke auf den Boden, und versuchen, alle drei bequem Platz zu finden, was aber nicht gelingt. Dadurch wecken sie sich gegenseitig immer wieder auf. Plötzlich entdecken sie weiter entfernt etwas Auffälliges. Sie stehen auf und stolpern tollpatschig zu der Stelle. Sie finden einen Kochtopf auf einem Dreifuß über einem Feuer. Die Decke verwandelt sich in eine Tür. Andiol pochte an die Tür. 

Hexe.

Wer klopft, wer klopft an meinem Hause?

Andiol.

Gutes Weib, tut uns auf die Tür zu Eurer Grotte, drei irrende Wanderer harren hier an der Schwelle und verschmachten vor Durst und Hunger.

Hexe.

Geduld! dass ich vorerst das Haus aufräume und es zum Empfang der Gäste vorbereite.

Geräusche, als würde das ganze Haus aufgeräumt und ausgescheuert. Er klopft‘ nochmals.

Andiol.

Lasst mich mit meinen Gefährten nun hinein!

Hexe.

Gemach, gemach! Lasst mir doch Zeit, meine Haube aufzusetzen, dass ich vor den Gästen mich kann sehen lassen. Schürt indessen draußen das Feuer an, dass der Topf wohl siede, und nascht mir nichts von der Brühe.

Amarin ist eingeschlafen. Sarron schaut in den Topf.

Sarron.

Ihhh! Igel!

Andiol klopft erneut, worauf sich die Tür wegbewegt. Das Spiel wiederholt sich immer wieder, so dass sich die Tür regelrecht entfernt. Sarron weckt Amarin, alle drei laufen der Tür hinterher.

DREI

Endlich bleibt die Tür stehen und öffnet sich etwas. Eine große schwarze Katze springt heraus und läuft weg. Die Tür geht wieder zu.

Mütterchen.

Na toll, jetzt habt ihr mich um mein liebes Hausvieh gebracht. Fangt meinen Kater ein, ihr Wichte, oder lasst euch nicht einfallen meine Schwelle zu betreten.

Andiol.

Die Hexe! hat sie uns nicht lang genug geäfft, und nun schimpft und droht sie! Soll ein Weib drei Männer narren? Bei meinem Bart, das soll sie nicht! Lasst uns die Tür erbrechen und uns hier einquartieren.

Sarron.

Bedenkt, Brüder, was ihr tut; der Versuch könnte übel ablaufen, ich ahne hier sonderbare Dinge; lasst uns die Befehle unsrer Wirtin aufs pünktlichste befolgen; wenn unsre Geduld nicht ermüdet: so wird ihre Laune ermüden, uns zu foppen.

Der Kater taucht auf und läuft zur nächsten Station. Alle folgen ihm, auch die Tür.

VIER

Der Kater wird verfolgt und mit Hilfe des Publikums eingefangen. Die Tür öffnet sich und alle treten ein.

Hexe.

Willkommen, werte Freunde. Setzt euch und esst.

Andiol und Amarin essen gierig aus einem Topf. Sarron isst nichts, da er glaubt, dass es sich um den Igel handelt. Die Alte bereitet indessen für zwei ein Nachtlager.

Amarin.

Das ist so knapp und schmal, dass unmöglich drei Personen darauf Platz finden können. Gute Wirtin, ich bitte Euch, den dritten Mann nicht zu vergessen.

Hexe.

Liebe Kinder, seid unbekümmert, der dritte Mann soll nicht auf der Erde schlafen, ich hab ein breites Bett, darin ist Platz für mich und ihn.

Sie lachen über den vermeintlichen Witz, bis sie merken, dass die Alte es ernst gemeint hat. Sarron stellt sich plötzlich schlaftrunken und wirft sich auf das Nachtlager. Amarin und Andiol wollen ebenfalls das Nachtlager stürmen und kappeln sich deswegen. Die Alte schaut zu, macht aber dann einen Zauber, dass beide erstarren. Die Alte streichelt beiden die Wange.

Hexe.

Friede, Kinder! blinder Eifer schadet nur, ihr habt alle gleiche Rechte und gleiche Ansprüche auf meine Bettgenossenschaft; nach den Rechten dieses Hauses trifft jeden die Reihe. Lasst mich in eurer Umarmung erwarmen, dass ich mich noch einmal verjünge.

Hierauf löst sie den Zauber der beiden rüstigen Ringer auf.

Hexe.

Weckt den Schläfer!

Sie versuchen Sarron zu wecken, der aber nicht zu wecken ist. Die Hexe macht einen Zauber, Sarron richtet sich krümmend auf und tanzt herum.

Hexe.

Kinder, es ist spät, die kühle Nacht streut Schlummerkörner, das Los mag entscheiden, welcher unter euch heut in meiner Bettkammer rasten soll. Wer mir zuerst nachfolgt, sei diese Nacht mein Bettgenosse.

Keiner rührt sich.

Hexe.

Wer mir zuletzt nachfolgt, sei diese Nacht mein Bettgenosse.

Sie rennt los. Die drei hinterher.

FÜNF

Andiol kommt als letzter an. Die Alte zieht ihn zur Tür hinein. Dann holt sie den Topf mit dem Igel (der nicht das Essen beinhaltet hat!) und reibt sich ein. Dabei spricht sie zum Publikum.

Hexe.

Ich habe das Rezept zum Jüngerwerden entdeckt. Man reibe sich mit Igelfett ein und nehme sich einen jungen Mann zum – kuscheln ins Bett, dann noch ein kleiner Zauberspruch, und schon ist man um ganze zehn Jahre jünger. – Probieren Sie es mal aus, funktioniert garantiert, und ohne Nebenwirkungen.

Choreografie: Die Alte reibt sich ein, nimmt jedes Mal einen anderen Wanderer zur Tür hinein, während die anderen zwei draußen auf dem Boden schlafen. Mit jeder Runde wird sie jünger. Am Ende ist sie regelrecht schön. Die drei Männer streiten sich nun darum, wer bei ihr schlafen darf, sie läuft ihnen lachend davon, die drei ihr nach.

SECHS

Die jetzt junge Hexe verabschiedet die drei.

Sarron.

Es ist nicht Sitte im Lande, einen Gast unbeschenkt von sich zu lassen; zudem haben wir einen Dank oder Zehrpfennig von Euch verdient: Ihr habt uns sehr gedrillt und wohl geplagt um einen Bissen Brot und einen Trunk Wasser. Haben wir nicht das Feuer beim Kochtopf angeschürt wie die Küchenmägde? Haben wir nicht Euren Hausfreund den schwarzen Kater wieder eingefangen, der entsprungen war? Und haben wir Euch nicht an unserm Herz erwarmen lassen, da der Frost des Alters Euer Knochengerippe schüttelte? Was wird uns dafür, dass wir Euch getaglöhnert und hofiert haben?

Hexe.

Lasst sehen, ob ich euch mit einer Gabe bedenken kann, so dass sich jeder meiner erinnere. Wem soll das gehören, was ich in meiner Hand habe?

Sarron.

Dem Andiol.

Sie gibt Andiol einen alten Beutel, der nicht sehr begeistert darüber ist.

Hexe.

Nimm hin und sage mir, wem das soll, was ich mit meiner Hand fasse?

Andiol.

Mag’s nehmen, wer’s will; was kümmert’s mich!

Hexe.

Wer mag’s?

Amarin.

Ich.

Sie gibt ihm ein altes Tuch, was er nicht sehr zu schätzen weiß.

Sarron.

Und ich?

Sie gibt ihm einen alten Handschuh und läuft lachend weg.

SIEBEN

Die drei Vagabunden machen Rast und untersuchen ihre Geschenke.

Amarin.

Was soll mir der Lappen in einer Wüste, wo wir nichts zu beißen haben.

Sarron zieht den Handschuh an. Er wird unsichtbar.

Amarin.

Wo ist Freund Sarron geblieben?

Sie fangen an ihn zu suchen und laufen dabei immer wieder an ihm vorbei, was ihn wundert. Schließlich kommt er auf die Lösung und beginnt, seine Freunde zu necken. Am Ende lockt er sie vom Platz weg, sie folgen der unsichtbaren Stimme.

ACHT

Endlich gibt sich Sarron zu erkennen und demonstriert das Geheimnis des Handschuhs. Die anderen untersuchen ihre Gaben genauer und hoffen, ebenfalls einen Zauber zu entdecken. Sarron kommt eine Idee und er nimmt das Tuch und breitet es auf dem Boden aus.

Sarron.

Heran Gesellen! der Tisch ist gedeckt, bescher uns nun die Kraft des Tellertuchs einen wohlgekochten Schinken darauf und Weißbrot vollauf.

Die Drei blicken auf das Tuch und stellen mit Staunen fest, dass die gewünschten Dinge auf dem Tuch stehen. Sie stürzen sich darauf und essen gierig.

Sarron.

Lecker, aber der Schinken hat etwas zu viel Salz gehabt.

Andiol.

Der mich speist ohne Trank, dem weiß ich’s wenig Dank.

Amarin nimmt beleidigt das Tuch auf.

Amarin.

Oh, alles weg. – Bruder, wenn du in Zukunft mein Gast sein willst, so nimm mit dem vorlieb, was dir mein Tuch darbietet, und suche für deine durstige Milz eine ergiebige Quelle.

Sarron nimmt ihm das Tuch weg und legt es wieder hin.

Sarron.

Dienstbarer Geist, lasse auf dieses Tuch erscheinen drei Weinflaschen mit dem besten Malvasier gefüllt.

Das Gewünschte „erscheint“, jeder nimmt eine Flasche und sie gehen trinkend weiter.

NEUN

Erneute Rast. Andiol findet ein Geldstück und steckt es in den Beutel. Es klimpert. Er wundert sich und holt zwei Geldstücke raus. Er tut sie wieder rein und holt vier Geldstücke raus und hat das Geheimnis des Beutels entdeckt.

Andiol.

Kameraden, ich hab’s! ich hab’s!

Sarron.

Freunde, lasst uns einen Bund schließen, uns nie voneinander zu trennen, und unsere Gaben gemeinschaftlich zu gebrauchen.

Andiol.

Aber meins ist das Beste.

Amarin.

Nein, meins.

Sarron.

Mein Handschuh vereinigt alle Vollkommenheiten der übrigen Wunderspenden in sich. Mir steht in den Häusern der Prasser Küche und Keller offen, ich genieße des Vorrechts der Stubenfliegen, mit dem König aus einer Schüssel zu speisen, ohne dass er mir’s wehren kann, auch den Geldkasten der Reichen zu leeren steht in meiner Macht. Aber, Freunde, lassen wir den Streit, und lasst uns lieber weiterwandern.

ZEHN

Sie kommen an einen Wegweiser, auf dem ASTORGA steht. Er wird von der Spielerin gehalten, die die Königin Urraca spielt. Nachdem die Vagabunden an dem Schild vorbeigegangen sind, nimmt Urraca das Schild runter und spricht das Publikum an.

Urraca.

Astorga, hochverehrtes männliches Publikum, ist der Königssitz von Suprarbien, dem Land, in dem ich, Königin Urraca, übrigens noch Single, herrsche. Meine Schönheit hat mich ebenso berühmt gemacht als meine Eitelkeit, deshalb werdet ihr sicher schon von mir gehört haben. Nicht? Mein Hof ist prachtvoll, und ich bin die lebendige Musterkarte meiner Residenz, an der man alles, was die Eitelkeit zum Prunk der Damen erfindet, übersehen kann.

Sie stolziert kokett umher und versucht, Beifall zu bekommen. Inzwischen tauchen die Vagabunden wieder auf. Sie sehen sie und streiten sich, wer von ihnen sie zur Frau bekommt.

Andiol.

Der Bund ist aufgelöst.

Amarin.

Ein jeder versuche sein Glück bei ihr auf eigene Faust.

Sarron.

Doch geloben wir, unsere Geheimnisse nicht zu verraten.

Alle drei.

Topp!

ELF

Andiol tritt auf, mit feiner Kleidung angetan und einem prall gefüllten Beutel (nicht der Zauberbeutel!). Er stolziert umher. Urraca befindet sich unter dem Publikum, das jetzt den Hofstaat bildet. Urraca forciert, dass das Publikum ein bewunderndes OH! von sich gibt. Urraca tritt zu ihm, scharwenzelt mit ihm herum, bis er ihr den Beutel gibt. Er holt einen neuen hervor, das Spiel wiederholt sich. Nachdem Urraca genug Beutel ergattert hat, zeigt sie Andiol die kalte Schulter und entfernt sich.

ZWÖLF

Urraca lässt sich von ihrer Köchin eine Mahlzeit servieren. Es schmeckt ihr nicht, sie jagt die Köchin fort. Amarin tritt auf, stellt sich vor und zaubert ihr mit dem Tuch eine Mahlzeit, die ihr mundet. Sie befördert ihn zum Hofkoch, indem sie ihm entsprechende Kleidung übergibt, die er anzieht.

Neue Mahlzeit, diesmal bekommt Amarin feinere Kleidung; er ist zum Majordomus befördert worden.

Neue Mahlzeit, an der Amarin selber teilnehmen darf, dabei schäkert Urraca mit ihm ; Händchenhalten, Füßeln…

Neue Mahlzeit. Wieder sitzt Amarin mit am Tisch. Er geht aufs ganze, fällt vor ihr auf die Knie, versucht sie zu küssen, aber Urraca rastet aus und schickt ihn weg.

Die Köchin wird wieder eingestellt. Urraca will ihr einen Beutel Geld geben, hat aber keinen. Andiol tritt auf, sie macht ihn an und entlockt ihm einen Beutel Geld, den sie der Köchin gibt.

Urraca setzt sich zu Tisch, die Köchin serviert. Das Essen schmeckt nicht, die Köchin wird erneut entlassen.

Amarin kommt, wird wieder eingestellt. Urraca lässt sich ein Gericht nach dem anderen bringen, gleichzeitig einen Beutel nach dem anderen geben. Sie schäkert mit beiden, hält sie aber auf Abstand.

Sarron mit dem Handschuh hat sich hinter Urraca gestellt, klaut den einen oder anderen Beutel oder was von der Mahlzeit, was für Verwirrung sorgt.

Schließlich lässt sie sich von beiden zur nächsten Station führen. Sarron folgt ihnen.

DREIZEHN

Urraca, mit einem Fächer sich Luft zuwedelnd, allein. Sarron kommt und küsst sie. Sie schaut umher und wundert sich.

Urraca.

Wer ist da? Wer wagt es, mich einfach so zu küssen?

Sarron nimmt den Fächer und fächelt ihr Luft zu. Urraca gerät in Panik und will fliehen, aber Sarron hält sie auf.

Sarron.

Schönste Sterbliche, fürchtet nichts, Ihr befindet Euch unter dem Schutze des mächtigen Königs der Feen, Dämogorgon genannt. Eure Reize haben mich aus den obern Regionen des Äthers in die drückende Atmosphäre des Erdballs herabgezogen, Eurer Schönheit zu huldigen.

Urraca fühlt sich durch einen solchen überirdischen Liebhaber ungemein geschmeichelt. Sie tastet sich buchstäblich an Sarron heran, der ihr immer wieder einen Kuss auf die Wange drückt, was Urraca mit einem Wohllaut beantwortet.

Urraca.

Habt Ihr mir nicht eingestanden, mächtiger Beherrscher des Luftkreises, dass Euch die körperlichen Reize einer Sterblichen gefesselt haben? Aber was soll mein Herz an Euch binden? Liebe ohne Sinnlichkeit dünkt mich sei ein Unding.

Sarron.

Wisset, schöne Monarchin, dass es wohl in meiner Macht steht, mich zu verkörpern, und in Menschengestalt mich Euren Augen darzustellen; aber eine solche Erniedrigung ist unter meiner Würde.

Ein Wechselspiel beginnt: sie sagt „Ach komm“, er sagt „Nein“, mehrmals wiederholend, bis er sagt: „Na gut, aber ungern.“

Sarron streift heimlich den Handschuh ab. Urraca, die sich mehr erhofft hatte, ist bei seinem Anblick enttäuscht.

Urraca.

Na ja. Bestimmt kann er sich in verschiedenen Rollen zeigen und will mich ein wenig necken, indem er sich in der Gestalt eines armseligen und mickrigen Vagabunden zeigt. In Wirklichkeit ist er sicherlich ein megamäßig gut aussehender Muskelmann mit einem ungemein großen- Herzen.

Sarron macht sich an sie ran, aber sie hält ihn auf Abstand, ohne ihn gänzlich zurückzuweisen. Schließlich macht sie Anstalten, sich zu entfernen.

Urraca.

Wir sehen uns. Oder lieber nicht, das heißt, unsichtbar seid Ihr mir lieber, da kann ich meine Fantasie zu Hilfe nehmen und mir Euch so vorstellen, wie ich es möchte.

Sarron.

Wie Ihr wünscht, schöne Frau.

VIERZEHN

Eine Decke als Gemach der Königin. Sarron beobachtet, wie Urraca immer abwechselnd mit Andiol und Amarin dahinter verschwindet, und er nur jedes dritte Mal selber die Gelegenheit hat. Er drückt seine Eifersucht aus.

Schließlich kommt Urraca mit Amarin hervor. Sie setzt sich an den Tisch, Amarin serviert ihr mit dem Tuch eine Speise. Der unsichtbare Sarron entführt sie. Urraca schimpft, Amarin zaubert eine neue Speise. zweimal Wiederholung des Spiels.

Schließlich will Urraca hinter die Decke, Amarin will ihr folgen, wird aber abgewiesen. Sarron freut sich und will von der anderen Seite hinter die Decke, sieht aber, dass Urraca sich Andiol geholt hat, um mit ihm hinter die Decke zu gehen. Amarin und Sarron ärgern sich. Sarron geht ab. Urraca kommt wieder hervor.

Amarin.

Meine Königin-

Urraca.

Undankbarer Verräter, achtest du die Gunstbezeigungen einer Königin so gering, dass du es wagen darfst, den Unwillen gegen sie zu reizen und sie dem Gelächter des Hofgesindes auszusetzen? Offenbare mir flugs das Geheimnis deiner Kunst, oder erwarte den Lohn der Zauberei in der Küche, wo du morgen bei langsamem Feuer braten sollst.

Urraca will wieder hinter die Decke gehen, Amarin folgt ihr und beginnt, ihr nicht nur das Geheimnis des Tuchs, sondern auch das der anderen Zauberdinge zu verraten. Sie verschwinden beide hinter der Decke.

Eine Weile Stille, dann kommen beide wieder hervor, Amarin seine Erzählung mit einem letzten Satz beendend. Urraca setzt sich an den Tisch.

Urraca.

Elender Tropf! meinst du mit einer armseligen Lüge dich zu retten und mich zu täuschen? Lass mich die Wunder deines Tellertuchs sehen, oder fürchte meine Rache.

Amarin breitet das Tuch aus.

Amarin.

Was soll ich meiner Königin auftischen?

Urraca fragt das Publikum, was er auftischen soll. Die entsprechende Speise wird von Urraca pantomimisch visualisiert. Doch statt die Speise zu essen, wirft sie sie weg und steckt das Tuch schnell in ihren Ausschnitt. Amarin will danach greifen, aber sie schlägt ihm auf die Hand und entfernt sich. Als er versucht, sich ihr zu nähern, taucht die Köchin auf, die jetzt die Rolle eines Leibwächters angenommen hat. Sie droht Amarin mit einem Nudelholz und jagt ihn.

FÜNFZEHN

Urraca und Sarron beim Turteln.

Urraca.

Ach, Liebster, lass mich doch noch einmal deine wahre Gestalt sehen. Vielleicht gefällt sie mir ja doch-

Sarron zieht heimlich den Handschuh aus.

Urraca.

Doch, eigentlich bist du ja ein ganz Süßer.

Sie umschmeichelt ihn, so dass er abgelenkt ist. Dann klaut sie den Handschuh und zieht ihn schnell an. Lachend entfernt sie sich, Sarron versucht sie zu finden, bis sie ganz verschwunden ist.

SECHZEHN

Andiol schlafend am Tisch. Auf dem Tisch einige volle Geldbeutel. Den Zauberbeutel hält er krampfhaft in der Hand. Urraca schleicht sich an, versucht den Beutel aus der Hand zu kriegen, schafft es aber nicht. Sie nimmt stattdessen alle anderen Beutel weg, weckt Andiol und zeigt zum Publikum.

Urraca.

Liebster, sei so gut und gib all den Bettlern da hinten in meinem Namen ein Almosen.

Andiol will nach den Beuteln greifen, wundert sich, sucht seine Hosentaschen ab, findet aber kein Geld. Urraca reicht ihm einige Münzen. Er nimmt sie und will sie in den Beutel stecken, da schnappt sich Urraca den Beutel. Er will ihn zurück, aber die Köchin steht plötzlich da und droht ihm mit dem Nudelholz. Sie jagt ihn weg, während die Königin lacht.

SIEBZEHN

Die drei Vagabunden kommen von verschiedenen Richtungen. Sie schauen traurig zu Boden. Sie stoßen zusammen, erkennen sich und umarmen sich unter Rufen der Namen.

Das Mütterchen und der Kater tauchen auf mischen sich unter die sich Umarmenden. Sie setzen das Umarmen stumm fort, wobei sie Mütterchen und Kater einbeziehen. Plötzlich werden sie sich der beiden bewusst und wundern sich. Sie wollen etwas sagen, das Mütterchen bedeutet ihnen zu schweigen und mitzukommen.

ACHTZEHN

Urraca sitzt am Tisch, neben ihr steht die Köchin als Leibwächterin. Die anderen fünf mischen sich unters Publikum und beobachten Urraca.

Urraca versucht mit dem magischen Beutel Geld zu multiplizieren, aber es funktioniert nicht. Sie gibt auf, versucht stattdessen, mit dem Tuch Speisen zu zaubern, fragt vorher das Publikum, was sie zaubern soll. Es funktioniert nicht. Sie zieht den Handschuh an, stellt sich vor das Publikum und macht alberne Faxen, in dem Glauben, dass sie nicht gesehen wird. Da die Leute lachen, merkt sie allmählich, dass auch dieser Zauber verflogen ist. Erst ist es ihr peinlich, dann macht sie das Beste draus und verbeugt sich wie eine Gauklerin. Applaus. Die Köchin stellt sich daneben und verbeugt sich, dann auch die anderen. Ende.

Heigh-ho! Anybody home.
Food and drink and money have I none.
Still I will be merry, still I will be merry.