In gutem Hause soll vermählt
die einzige Tochter werden.
Im Gange ist bereits das Feste;
man lässt herein und grüßt die Gäste,
die sorgfältig man ausgewählt,
um vorzubeugen den Beschwerden.
Des Paares Mütter sind zufrieden;
die Väter auch, denn schließlich ist
viel Geld im Spiel. Der Bräutigam
drückt selbstgefällig Hände; wundersam
dagegen, dass die Braut ganz abgeschieden
in einer Nische sitzt und ihre Pflicht vergisst.
Sie liebt ihn nicht. Der Bräut´gam weiß,
um einen andern leidet sie.
Den Namen aber kennt er nicht,
auch sah er niemals sein Gesicht.
Die Heirat hält man auf Geheiß
der Eltern; Liebe war es nie.
Die Braut ist traurig. Die Gedanken
sind bei der Flamme, die ihr Herz versengt.
Sie schaut zur Türe, doch sie wagt es nicht,
zu schaun der Liebsten ins Gesicht,
der jungen Zofe, die gleich einer Kranken
die Gäste leichenblass mit Sekt empfängt.
Die Braut springt plötzlich auf, erklärt,
vor der Vermählung wolle in die Wann´
sie noch; die Zofe möge ihr behilflich sein.
Misstraurisch lässt der Bräutigam sich ein
auf ihren Wunsch; die Zofe fährt
er an: „Lass mir ins Zimmer keinen Mann!“
Kaum schließt die Tür sich hinter beiden Frauen,
umarmen, küssen sie verzweifelt sich
und legen bald entblößt und Brust an Brust
sich auf das Bett, doch nicht zur vollen Lust;
nur, um sich streichelnd anzuschauen,
und jede Regung ist wie eines Dolches Stich.
Die Zeit vergeht, Eltern und Gäste warten,
der Bräutigam, voll Eifersucht und Ungeduld,
hört, wie von ferne eine Stimme lacht,
und durch ein Fenster, stärkend den Verdacht,
sieht fliehn er einen Schatten durch den Garten
und zweifelt länger nicht an der Verlobten Schuld.
Er stürzt zum Zimmer, rüttelt an der Türe.
Die Zofe zieht sich schnell ins Bad zurück
und lässt dort Wasser in die Wanne ein.
Die Braut ist nackt, schon kommt der Tobende herein:
„Ich sah ihn, gottverfluchte Hure,
sag, wer es ist, sonst brech ich dir´s Genick!“
Es schweigt die Frau, und plötzlich ist ihr kalt.
Bedecken will sie ihren bloßen Leib;
greift nach dem Kleid, der Mann reißt es ihr weg,
wirft roh sie auf das Bett, beschimpft sie: „Du Stück Dreck!“
und legt sich auf sie: „Und sei´s mit Gewalt,
heut mach ich dich zu meinem Eheweib!“
Kaum will er sich an ihr vergehen,
da tritt die Zofe aus dem Bad hervor.
Der Mann springt auf: „Du Kupplerin,
nennt sie den Namen nicht, so nennst du ihn!“ –
„Ich kenn ihn nicht, doch habe ich gesehen,
dass einen Ring er nach dem Bad verlor!“ –
„Wo ist der Ring?“ – „Vielleicht noch in der Wanne!“
Der Bräutigam läuft vor ins Bad, die Zofe bleibt stets dicht
bei ihm, er beugt bis an das Wasser seinen Kopf.
Die Zofe hinter ihm packt ihn beim Schopf
und taucht ihn immer wieder ein; dem Manne
vergeht der Atem bald, bis leblos er zusammenbricht.
Als später, mit Befehl, nach den Verlobten auszuschauen,
das Zimmer eine alte Dienerin betritt,
da findet sie, einander sich umarmend und wie neuvermählt
in einer andern leichtern Welt, jedoch entseelt
im Bette die noch warmen Leiber beider Frauen:
gemeinsam Gift zu nehmen war der letzte Lebensschritt…