HAUCH
Da ist er wieder, dieser magische Moment,
der einen näherbringt dem Sternenzelt,
dass flüchtig man versöhnt ist mit der Welt
und dürstend sich zum Leben neu bekennt.
Da ist sie wieder, jene Augenblicksmagie,
die tief in eine wunde Seele dringt
und auch den kleinsten Ton, der in uns klingt,
verwandeln will in eine Symphonie.
Da ist es wieder, süßen Zaubers kurze Frist,
das unsre Angst wie unsre Sehnsucht nährt,
die Lust am Leiden uns noch einmal lehrt
und weiter als das Universum ist…
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AN DIE LIEBENDEN
Mit beiden Händen greift ihr furchtlos nach dem Einen,
das, so wie alles, brennt im Feuer der Vergänglichkeit.
Wie ihr, im Wahnsinn, fest es haltet, will es scheinen,
ihr überlistet noch den gnadenlosen Fraß der Zeit.
Doch ihr wisst selbst es, auch das Eine muss vergehen,
und ihr, die Narren, werdet sinnlos leidend ohne Ende
noch in den Händen haltend es verbrennen sehen,
und mit dem Einen brennen euch auch ewig Herz und Hände.
Doch eben weil ihr wisst und dennoch fest es haltet
und alle Schmerzen auf euch nehmt, seid Helden ihr zugleich,
ja Könige: denn groß ist, wie ihr hilflos waltet
über das Eine, als sei es ein altes Königreich.
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MELANCHOLIE
Du hältst dich fest an meiner Seele
und fällst nicht ab, so sehr ich an dir zieh…
belegst mein Herz, würgst meine Kehle –
Melancholie.
Du fällst mich an, so plötzlich wie ein wildes Tier
auf jedem Weg; mein Ziel erreich ich nie…
die Tränen treibst du grundlos aus den Augen mir –
Melancholie.
Deine Umarmungen sind kalt; sitzt du mir auf dem Schoß
bin ich erstarrt, betäubt, ich weiß nicht wie…
ich ahne nur, du bleibst mir treu, du lässt mich niemals los –
Melancholie.
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DIE HOCHZEIT (eine Ballade)
In gutem Hause soll vermählt
die einzige Tochter werden.
Im Gange ist bereits das Feste;
man lässt herein und grüßt die Gäste,
die sorgfältig man ausgewählt,
um vorzubeugen den Beschwerden.
Des Paares Mütter sind zufrieden;
die Väter auch, denn schließlich ist
viel Geld im Spiel. Der Bräutigam
drückt selbstgefällig Hände; wundersam
dagegen, dass die Braut ganz abgeschieden
in einer Nische sitzt und ihre Pflicht vergisst.
Sie liebt ihn nicht. Der Bräut´gam weiß,
um einen andern leidet sie.
Den Namen aber kennt er nicht,
auch sah er niemals sein Gesicht.
Die Heirat hält man auf Geheiß
der Eltern; Liebe war es nie.
Die Braut ist traurig. Die Gedanken
sind bei der Flamme, die ihr Herz versengt.
Sie schaut zur Türe, doch sie wagt es nicht,
zu schaun der Liebsten ins Gesicht,
der jungen Zofe, die gleich einer Kranken
die Gäste leichenblass mit Sekt empfängt.
Die Braut springt plötzlich auf, erklärt,
vor der Vermählung wolle in die Wann´
sie noch; die Zofe möge ihr behilflich sein.
Misstraurisch lässt der Bräutigam sich ein
auf ihren Wunsch; die Zofe fährt
er an: „Lass mir ins Zimmer keinen Mann!“
Kaum schließt die Tür sich hinter beiden Frauen,
umarmen, küssen sie verzweifelt sich
und legen bald entblößt und Brust an Brust
sich auf das Bett, doch nicht zur vollen Lust;
nur, um sich streichelnd anzuschauen,
und jede Regung ist wie eines Dolches Stich.
Die Zeit vergeht, Eltern und Gäste warten,
der Bräutigam, voll Eifersucht und Ungeduld,
hört, wie von ferne eine Stimme lacht,
und durch ein Fenster, stärkend den Verdacht,
sieht fliehn er einen Schatten durch den Garten
und zweifelt länger nicht an der Verlobten Schuld.
Er stürzt zum Zimmer, rüttelt an der Türe.
Die Zofe zieht sich schnell ins Bad zurück
und lässt dort Wasser in die Wanne ein.
Die Braut ist nackt, schon kommt der Tobende herein:
„Ich sah ihn, gottverfluchte Hure,
sag, wer es ist, sonst brech ich dir´s Genick!“
Es schweigt die Frau, und plötzlich ist ihr kalt.
Bedecken will sie ihren bloßen Leib;
greift nach dem Kleid, der Mann reißt es ihr weg,
wirft roh sie auf das Bett, beschimpft sie: „Du Stück Dreck!“
und legt sich auf sie: „Und sei´s mit Gewalt,
heut mach ich dich zu meinem Eheweib!“
Kaum will er sich an ihr vergehen,
da tritt die Zofe aus dem Bad hervor.
Der Mann springt auf: „Du Kupplerin,
nennt sie den Namen nicht, so nennst du ihn!“ –
„Ich kenn ihn nicht, doch habe ich gesehen,
dass einen Ring er nach dem Bad verlor!“ –
„Wo ist der Ring?“ – „Vielleicht noch in der Wanne!“
Der Bräutigam läuft vor ins Bad, die Zofe bleibt stets dicht
bei ihm, er beugt bis an das Wasser seinen Kopf.
Die Zofe hinter ihm packt ihn beim Schopf
und taucht ihn immer wieder ein; dem Manne
vergeht der Atem bald, bis leblos er zusammenbricht.
Als später, mit Befehl, nach den Verlobten auszuschauen,
das Zimmer eine alte Dienerin betritt,
da findet sie, einander sich umarmend und wie neuvermählt
in einer andern leichtern Welt, jedoch entseelt
im Bette die noch warmen Leiber beider Frauen:
gemeinsam Gift zu nehmen war der letzte Lebensschritt…
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ANGRY PENELOPE
UND ICH
PENELOPE
AM RAND DER KLIPPEN
STEHEND SCHAUEND
IN DEN HORIZONT BOHRT SICH
MEIN BLICK
NIEMAND FRAGT
NACH MEINER SEHNSUCHT
SCHMERZ IN DER SCHAM
WÜSTE ÖDE WÜSTE
NACKTER STEIN IN DER BAUCHHÖHLE
WIE DER FELSGRUND ITHAKAS
UND DER ZORN FRISST
SINNLOSER KRIEG
SINNLOSES WARTEN
ZWANZIG JAHRE EINSAMKEIT
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GEWITTERABEND (1. Fassung)
Dunkel droht die Wolkendecke
sich an Dächern festzueisen
um sie langsam zu verspeisen.
Aus dem kleinen Fenster schauend
spüre ich im Geiste schon
jene große Implosion.
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GEWITTERABEND (2. Fassung)
Dunkel droht die Wolkendecke
sich an Dächern festzueisen
um sie langsam zu verspeisen
an der Scheibe Wasserflecke
Sinnend sitz ich in der Ecke
und meine Gedanken kreisen
wollen in die Ferne reisen
bleiben aber auf der Strecke
Draußen sich zusammenbrauend
jene große Implosion
die verdunkelt jedes Licht
Aus dem kleinen Fenster schauend
spüre ich im Geiste schon
wie mein Ich zusammenbricht.
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NACHTGEDANKEN VOR DER BUNDESTAGSWAHL
frei nach Heinrich Heine
Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.
Die Jahre kommen und vergehn!
Seitdem ist leider oft geschehn,
Dass Rechtspopel zu Ruhm gelangen;
Mit Hass und Hetze Dumme fangen.
Ihr Gift-und-Galle-Einfluss wächst.
Sie haben uns das Volk behext,
Petrifizieren und verhöcken
uns, wolln uns gar ins Gauland löcken!
Doch wenige haben sie lieb
Noch wirklich, was als Trost mir blieb,
Doch muss man noch um Deutschland zittern,
Warum, das will ich euch hier twittern:
Die AfDer kommen groß noch raus.
Bleibt man am Wahltag brav zu Haus,
Denn jede Stimme, die uns fehlt
Für andere Parteien, zählt
Für sie; das stärkt sie prozentual.
Drum Freunde, geht alle zur Wahl,
Und stärkt unsre Demokratie;
Selten war so gefährdet sie.
Hat Deutschland ewigen Bestand?
Was wird aus unserm schönen Land,
Wenn der Nationalismus siegt,
Europa wieder sich bekriegt?
Um Deutschland selbst bang ich nicht sehr,
Gäbs aber die EU nicht mehr;
Wird auch das Vaterland verderben,
Europas Menschlichkeit ganz sterben.
Schluss jetzt mit schlechter Poesie
Es war auch meine Absicht nie
zu dichten gut, sondern zur Wahl
euch zu bewegen, ´dammt noch mal!
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SAPPHISCHE VERSE
für Ant
Du, die Sappho unserer Zeit, der Worte
Zauberin, des schönen Gesanges Kind, der
Musen elfte, Liebling der Chariten, dich
sehe ich vor mir:
Oben, auf dem Felsen der Insel Leukas,
nicht bereit zum tödlichen Sprung, willst lieber
leben, malst dir Riesinnen auf die Steine,
mit bunter Kreide.
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FALSCHE TÜR
u – °
( ° Es handelt sich um ein sehr kurz gesprochenes u)
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DREI SPONTANE GEDICHTE FÜR A*****
Segeln mit meiner A*****
Gemeinsam durchs Leben
Das Glück vor uns am Horizont –
Meine Sehnsucht…
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HOCH
Mit dir schweben
Gemeinsam durchs Leben…
Schenk dem ein wenig Raum –
Wenigstens dem Traum…
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Eines Tages
Werde ich für mich selbst
Plädieren auf lebenslänglich
Mit dir
Weil ich dich liebe
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